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Retro-Charme in der Museumsbahn: Drei Jungs auf Zeitreise.

Kohle schaufeln, Dampfkessel anfeuern, nostalgische Uniformen tragen: William, Janik und Samuel leben den Retro-Traum auf der Schiene. Und durch ihr Ehrenamt haben alle drei Feuer gefangen: Ihre berufliche Zukunft sehen sie bei der Eisenbahn.

Ein junger, schwarzgekleideter Mann schaufelt Kohle in die Feuerbüchse einer Dampflok.

Mit 19 Jahren ist William der älteste Ehrenamtler unter den dreien. „Schon immer fand ich Eisenbahnen toll!“ Wie Janik und Samuel ist er als junger Teenager beim Ulmer Eisenbahnfreunde e.V. (UEF) gelandet, genauer gesagt bei der Sektion Dampfnostalgie Karlsruhe. Inzwischen sind vier Jahre vergangen und Vereinsmitglied William ist so gut wie jede Woche am Start – denn es gibt viel zu tun. 

Junger Mann in Zugbegleiter-Uniform

William ist Eisenbahner durch und durch: Er macht gerade eine Ausbildung zum Triebfahrzeugführer bei der DB Regio. Bildquelle: privat

Eisenbahnromantik pur: Ausflüge mit der Museumsbahn 

Die Dampfnostalgie Karlsruhe hat ihren Sitz in Ettlingen – und der Name ist Programm: Mit Urgesteinen der Schiene wie einer 100 Jahre alten Dampflok geht es regelmäßig ins Alb-, Enz- und Murgtal; die Fahrradmitnahme ist kostenlos, Speisen und Getränke gibt es an Bord. In Baden-Württemberg machen 18 dieser Museums-Eisenbahnen Geschichte erlebbar: Regelfahrten finden hauptsächlich von Mai bis Oktober statt, zudem gibt es Sonderfahrten, die Interessierte auch für besondere Anlässe buchen können. Möglich machen das vor allem Freiwillige wie William, Samuel und Janik, die mit großer Begeisterung zeigen, wie Bahnfahren einst war. 

„Es wird nie langweilig.“ Ob als Zugassistent oder in der Werkstatt; wie alle Mitglieder packt William überall mit an. „Wir erneuern zurzeit die Sitze unserer alten Eilzugwagen aus den 1930ern – ich leite dieses Projekt“, erzählt der 19-Jährige stolz. „Ich hole Kostenvoranschläge ein, sorge dafür, dass Vorgaben erfüllt werden, und koordiniere alles.“ Die Verantwortung macht ihm Spaß. „Vor einem Jahr habe ich bei der DB Regio eine dreijährige Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst begonnen.“ Denn so sehr William die alten Loks auch liebt: Er kann es kaum erwarten, einen modernen Personenzug zu steuern

Junger Mann mit schwarzer Kleidung lehnt an der Tür des Führerstands einer Dampflok.

Im Verein lernt Samuel, was es heißt, Heizer einer Dampflok zu sein. Bildquelle: Stefan Arenhövel

Kohle schaufeln und Betriebspläne aufstellen 

Ebenso hat sich sein Kumpel Samuel für eine Zukunft bei der Bahn entschlossen: Er macht zurzeit eine Ausbildung im Güterverkehr bei der DB Cargo. „Seit ich 13 bin, ist das mein Traum: Die Kontrolle über so eine riesige Maschine zu haben und da lang zu fahren, wo man sonst nicht ohne Weiteres hinkommt.“ Als begeisterter Trainspotter ist er damals durch William auf den Verein gestoßen. 

Knapp vier Jahre später kümmert sich der 18-Jährige als angehender Heizer um das Feuer einer alten Dampflok. Keine leichte Aufgabe: „Alle paar Minuten muss man Kohle nachlegen“, erzählt Samuel. „Nicht zu viel, nicht zu wenig, und richtig platzieren.“ Fehler werden nicht verziehen: „Jede Veränderung oder falsche Handhabe wirkt sich auf den Druck im Kessel und die Leistung der Lok aus – im schlimmsten Fall kann das auch gefährlich werden.“ 

Zudem kümmert er sich bei der Dampfnostalgie Karlsruhe zunehmend um die Betriebsplanung: „Fahrten ausarbeiten, Trassen buchen, Fahrzeuge anmelden, Dienstpläne erstellen, da wurde ich gerade eingearbeitet.“ Es ist die Vielfalt der Aufgaben, die Samuel so viel Freude bereitet. „Es macht Spaß, mit so viel Verantwortung betraut zu werden.“ 

Junger Mann in historischer Uniform steht am Bahnsteig neben einer Retro-Wagentür.

Ob als Fahrgast oder Vereinsmitglied – Museums-Eisenbahnen sind für Janik ein Erlebnis. Bildquelle: Stefan Arenhövel

Basteln, tüfteln und anpacken 

„Jeder kann an einem Oldtimer in der Garage herumbasteln, aber wer hat schon eine alte Lok?!“ Janik nahm 2017 mit seiner Familie an einer Dampfzugfahrt teil und seither lässt die Eisenbahn ihn nicht mehr los. „Es schnauft, es dampft – diese urigen Maschinen sind einfach großartig!“, schwärmt der 19-Jährige. Mit allen Abläufen und Regeln ist auch er bestens vertraut. Von der Zugabfertigung über die Fahrtenplanung bis hin zum Umgang mit Fahrgästen – wie bei einem Eisenbahnverkehrsunternehmen gibt es viel zu beachten. 

Samstags ist Werkstatttag bei dem Verein. Da fühlt sich Janik fast am wohlsten: „Reparaturen am Fahrzeug, Lackierarbeiten, kleine elektrische Sachen – überall darf ich mithelfen und lerne unglaublich viel. Die ganzen Werkzeuge und Maschinen hat man halt nicht einfach so zu Hause.“ Zudem gibt es im Verein Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten: „Das ist echt wertvoll für meine Zukunft.“ Denn auch Janik sieht sich beruflich im Führerstand. Bald beginnt seine Ausbildung zum Triebfahrzeugführer im Güterverkehr. Im Verein will er weiterhin bleiben. 

Magazin-Artikel veröffentlicht am 12.08.2022

Bildquelle Titelbild: Stefan Arenhövel

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