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Regiobusse: Wieso sie die heimlichen Starletts des ÖPNV sind.

Per U-Bahn oder Bus durch Stuttgart oder Karlsruhe? Das klappt meist gut. Wo der ÖPNV aber noch spürbare Lücken hat, sind manche ländlichen Gebiete in Baden-Württemberg. Leider nicht zu ändern? Doch – mit dieser genialen Idee!

Ein Regiobus im bwegt-Landesdesign (Linie 100) auf einer Straße mit Wald im Hintergrund.

Nahverkehr in der Stadt? Das funktioniert in der Regel: Viele Bus- und Straßenbahnlinien, großes Angebot, hohe Taktung. Auch zwischen großen und mittelgroßen Städten in Baden-Württemberg ist das Schienennetz gut ausgebaut – mit der Regionalbahn kommt man hier bequem voran.  

Einen komplett neuen Bahnhof bauen? Für ländliche Kommunen in der Regel leider schwierig. Schienen und Bahnhof sind sehr teuer - zudem muss eine gewisse Auslastung der Strecke gegeben sein.

Aber manche kleineren Städte und Gemeinden liegen nun mal etwas abseits. Darum gibt es hier manchmal „Lücken“ im Schienennetz: Keine Gleise und auch keine Bahnhöfe.  

Wie kann man diese Lücken schnell und pragmatisch schließen?

Tja: Der Bau eines Bahnhofs und das Verlegen neuer Gleise kann viele Jahre dauern und muss viele bürokratische Wege nehmen. Meist lohnt es sich außerdem nicht, weil gewährleistet sein muss, dass eine bestimmte Anzahl von Menschen diese Züge regelmäßig nutzen würde. Und dafür sind einige Ortschaften einfach zu klein. 

Was also tun?

Clever gelöst: Regiobusse sind quasi „Züge auf Rädern“.

Regiobusse schließen diese Lücke im Verkehrsnetz! Denn sie verbinden kleinere Städte mit den nächstgelegenen Bahnhöfen und Flughäfen oder bringen zum Beispiel die Fahrgäste in den Schwarzwald.  

Zwei Besonderheiten der Regiobusse: 

Der Innenraum eines Regiobusses im bwegt-Landesdesign.

Mindestens 13 Fahrten pro Tag und dazu eine topmoderne Ausstattung: Die Regiobusse ergänzen das normale Linienbusangebot, bringen dabei den Stundentakt sowie viel Komfort für die Fahrgäste mit.

1. Die Taktung: Regiobusse orientieren sich nicht hauptsächlich am Schüler:innen- oder Berufsverkehr, sondern fahren tatsächlich immer mindestens im Stundentakt. Von frühmorgens bis spät in die Nacht – sogar am Wochenende oder feiertags.

2. Die Ausstattung: Klimaanlage, USB-Steckdosen und W-LAN sind hier Standard: Für Regiobusse werden hochmoderne, komfortabel ausgestattete Fahrzeuge eingesetzt. Meist sind es Niederflurbusse mit barrierefreiem Zugang und Mehrzweckstellplätzen für Fahrräder, Kinderwägen und Rollstühle.  

Die wichtigsten Facts zu Regiobussen in Baden-Württemberg.

  • Der Auftakt kam 2015 – da startete das Förderungsprogramm des Landes Baden-Württemberg, das diese Busse auf den Weg brachte. Damals gingen fünf Strecken an den Start. 

  • Viele weitere Linien sind inzwischen hinzugekommen! Aktuell (Stand März 2023) gibt es 46 Regiobuslinien. Allein 2022 wurden zehn neue Strecken bewilligt, wovon bereits sieben auch im selben Jahr auch gestartet sind – und es werden immer mehr.  

  • Das Regiobusnetz umfasst damit mittlerweile 1.182 Kilometer – also fast ein Drittel des Gesamt-Schienennetzes in Baden-Württemberg. 

  • Damit ein Regiobus starten kann, muss eine Kommune die Förderung beim Land beantragen. Die Linien werden dann von den Stadt- und Landkreisen betrieben und vom Land Baden-Württemberg gefördert: Land und Kommune zahlen je die Hälfte.  

  • Die nächsten Linien sind schon geplant – am Rand der Schwäbischen Alb: Die Verbindungen zwischen Riedlingen über Biberach, Ochsenhausen und Erolzheim bis nach Memmingen (Bayern) gehen voraussichtlich im September 2023 an den Start.  

Regiobusse auf der Erfolgsspur: 3 Beispiele.

Beispiel 1: Das Nationalparkzentrum Ruhestein im Schwarzwald ist ein beliebtes Sommer-Ausflugsziel. Aber: Hier gibt es keinen Bahnhof. Sollen also alle Besucher per Privat-Pkw anreisen? Nicht nötig: Besucher können aus vier (!) verschiedenen Richtungen Regiobusse nutzen: Sie fahren in 25-60 Minuten zum Nationalparkzentrum – nämlich aus Baden-Baden (Linie X45), Freudenstadt (Linie 100), Baiersbronn (Linie 200) und dem Badischen Achern (Linie 400).

Seit 2016 für Pendler:innen und Schüler:innen nicht mehr wegzudenken: Der Regiobus 500 schafft eine direkte Verbindung zwischen Sigmaringen und Überlingen am Bodensee.

Beispiel 2:  Von Sigmaringen über Pfullendorf und Owingen nach Überlingen an den Bodensee: Der Regiobus 500 ist heute für Pendler:innen und Schüler:innen nicht mehr wegzudenken. Im März 2016 wurde er eingerichtet und ist seitdem der erfolgreichste Regiobus in ganz Baden-Württemberg! Zuvor war diese Strecke nur mit dem Auto zu bewältigen – oder man musste zeitaufwendig in Friedrichshafen oder Pfullendorf umsteigen.  

Die Zahlen sprechen für sich: Im Startjahr 2016 nutzten rund 124.000 Menschen diese Verbindung – und im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 hatte sich die Auslastung mit rund 419.000 Fahrgästen pro Jahr schon mehr als verdreifacht – ein Volltreffer also für Fahrgastbedürfnisse! 

Beispiel 3: Direktverbindung? Leider nein: Wer per Bahn von Ravensburg nach Konstanz fahren will, muss ganze zweimal umsteigen – in Friedrichshafen und Radolfzell. Die Fahrt dauert zudem zwei Stunden. Schneller, billiger und umsteigefrei geht es seit 2020 mit dem Regiobus. Die Linie 700 bringt Fahrgäste von Ravensburg in nur 90 Minuten nach Konstanz und nutzt dafür ab Meersburg die Autofähre. Auch sie ist enorm beliebt: Im Jahr 2021 nutzten sie fantastische 242.000 Fahrgäste.

Weitere Informationen zu den Regiobussen.

Im Informationsportal zu den Regiobussen in Baden-Württemberg findet ihr: 

  • Ein Erklärvideo von Mobilitäts-Checker Kevin: So funktioniert der Regiobus 

  • Die Fahrtzeiten der Regiobusse an verschiedenen Wochentagen 

  • Eine Karte, auf der alle Regiobuslinien verzeichnet sind zum Download 

  • Nützliche Infos zu ausgewählten Regiobuslinien 

  • Hilfreiche FAQs zu Tickets, Fahrradmitnahme und Fahrplänen 

Magazin-Artikel veröffentlicht am 21.03.2023

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