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Klimaschutz bwegt: Das ABC der nachhaltigen Mobilität – Teil 3

Verkehrswende oder Mobilitätswende? Was ist Shared Mobility? Und wie war das mit den Emissionen? Der dritte und letzte Teil unserer Serie zur nachhaltigen Mobilität gibt Antworten. Wir erklären die wichtigsten Begriffe – von Q wie Qualität bis Z wie Ziele für den Verkehrssektor. 

Eine Bildcollage zeigt verschiedene Formen der Mobilität (v.l.n.r.): einen Regiobus, einen Regionalzug, einen E-Scooter, eine Frau mit Fahrrad am Bahnhof sowie eine zu Fuß gehende Person.

Die Buchstaben I wie Intermodale Mobilität bis P wie Personalgewinnung finden sich im zweiten Teil des ABCs der nachhaltigen Mobilität.

Q wie Qualität

Was braucht es, damit (noch) mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen und die, die bereits den ÖPNV nutzen, zufrieden sind? Entscheidend dafür ist unter anderem die Qualität der Mobilitätsangebote. Denn je pünktlicher, zuverlässiger und sauberer Busse und Bahnen sind, desto attraktiver sind sie – und mehr Menschen steigen ein (und um).

Damit die Qualität stimmt und die Fahrgäste zufrieden sind, gibt es in Baden-Württemberg daher das Qualitätsranking. Dafür wird das Angebot der Bahnstrecken im Land nach diesen fünf Kriterien gemessen, überwacht, kontrolliert und analysiert: 

  • Pünktlichkeit 

  • Zuverlässigkeit 

  • Zugkapazität 

  • Sauberkeit  

  • Gesamtzufriedenheit 

Daraus ergibt sich diese jederzeit öffentlich einsehbare Rangliste. Was hinter dem Qualitätsranking steckt, zeigt auch dieses #kurzerklärt-Video von bwegt.

Da es in Sachen Qualität in Baden-Württemberg noch besser laufen könnte, hat das Land im September 2023 eine Qualitätsoffensive gestartet. Der Aktionsplan Qualität sieht unter anderem Folgendes vor:  

  • Bei neuen Fahrplänen ist vor allem wichtig, die Zuverlässigkeit von Verbindungen und Anschlüssen zu gewährleisten. Das bedeutet, ausreichend Zeitpuffer einzuplanen, um Unregelmäßigkeiten auszugleichen, so dass Fahrgäste Anschlüsse besser erreichen können. 

  • Das Land unterstützt die Verkehrsunternehmen dabei, offene Stellen zu besetzen. 

  • Ein Qualitätsanwalt, der stets die Fahrgäste im Blick hat, unterstützt und berät das Land.

Eine alte, stillgelegte und zum Teil überwucherte Bahnstrecke.   Bildquelle: Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg
Einst stillgelegte Bahnstrecken zu reaktivieren, ist meist günstiger als ein Neubau. Daher fördert das Land Baden-Württemberg Reaktivierungen.

R wie Reaktivierung

Einige Strecken feiern ein Comeback: Reaktivierung bedeutet, dass der Personen- und/oder Güterverkehr auf stillgelegten und verwaisten Gleisen wieder aufgenommen wird – eine große Chance für das Land Baden-Württemberg, das deshalb die Städte und Landkreise bei der Wiederbelebung dieser Schienenwege unterstützt. 

Der Hintergrund: Zwischen 1960 und 1990 wurden in Baden-Württemberg der Betrieb auf vielen Strecken eingestellt. Teilweise wurden Gleisanlagen abgebaut und Trassen überbaut. Um die Klimaziele zu erreichen und die Mobilitätswende voranzutreiben, werden nun viele dieser Strecken reaktiviert. Denn die Schiene ist eine umweltfreundliche Verkehrsträgerin. Außerdem bietet Reaktivierung die Chance, Strecken in ländlichen Räumen wiederzubeleben. Das steigert die Lebensqualität und wertet Standorte wirtschaftlich auf. 

Natürlich sollen Reaktivierungen immer wirtschaftlich sein. Wann eine Reaktivierung möglich und sinnvoll ist, beleuchtet dieses #kurzerklärt-Video .  

Und die gute Nachricht: Eine Analyse im Auftrag des Ministeriums für Verkehr kam zu dem Ergebnis, dass auf mehr als 30 von 42 untersuchten Strecken das Fahrgastpotenzial so hoch ist, dass sich eine Reaktivierung lohnen würde. Darum gehen in den nächsten Jahren in Baden-Württemberg schon die drei ersten reaktivierten Strecken in den Betrieb: 

  • die Herrmann-Hesse-Bahn zwischen Calw und Weil der Stadt 

  • die Verlängerung der Stuttgarter S-Bahn von Bernhausen nach Neuhausen  

  • die Wutachtalbahn von Lauchringen nach Weizen.  

Weitere Strecken folgen. Denn das Land Baden-Württemberg gilt bei der Streckenreaktivierung bundesweit als Vorreiter. 

S wie Shared Mobility

Shared Mobility bedeutet übersetzt „geteilte Mobilität“ oder auch: Mobilität zum Ausleihen. Darunter fallen alle Verkehrsmittel, die bedarfsgerecht und kurzfristig öffentlich zur Verfügung stehen, den Nutzer:innen aber nicht selbst gehören.

Dazu zählen Fahrräder (Bike Sharing) oder E-Scooter, Fahrdienste (Ride Sharing), die mehrere Personen zur gleichen Zeit nutzen, sowie Verkehrsmittel, die sich Personen zu unterschiedlichen Zeiten teilen (Car Sharing).

Die Vorteile von Shared Mobility:

  • Nutzer:innen können ihre Mobilität individuell, komfortabel und bedarfsgerecht gestalten.
  • Viele dieser Verkehrsmittel sind zudem elektrisch betrieben und fahren daher schadstoffarm.
  • Außerdem werden der Platzbedarf und die Anzahl der Privatfahrzeuge reduziert – und das ist gut für Mensch, Klima und Natur.

T wie Treibhausgasemission

CO2-Emissionen, Treibhausgase – alle reden davon. Aber was genau ist das eigentlich? Vereinfacht ausgedrückt sind Treibhausgase sogenannte Spurengase in der Erdatmosphäre, die den Treibhauseffekt verursachen: Wie in einem Gewächshaus „fangen“ diese Gase einen Teil der Sonnenenergie ein und führen so zur Erderhitzung.

Zu den Treibhausgasen zählen laut Kyoto-Protokoll:

  • Kohlenstoffdioxid (CO2)
  • Methan (CH4)
  • Lachgas (N2O)
  • sowie die fluorierten Treibhausgase (F-Gase): wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid (SF6).
  • Seit 2015 wird zudem Stickstofftrifluorid (NF3) mit einbezogen.

CO2 spielt hier eine große Rolle: Es entsteht unter anderem bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern, wie beispielsweise Erdöl, Erdgas oder Kohle, und macht den größten vom Menschen verursachten Treibhauseffekt aus. Der Verkehrssektor ist dabei noch immer das Sorgenkind. Seit den 1990er Jahren hat der Straßenverkehr einen zu hohen Anteil, und 2022 hat der gesamte Verkehrssektor in Deutschland 148 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen – rund ein Fünftel der gesamten CO2-Bilanz der Bundesrepublik.

Weil sich mit Bus und Bahn richtig viel CO2 einsparen lässt, schont der Umstieg auf den ÖPNV also das Klima: Studien zufolge entsteht bei einer Autofahrt mit Verbrennermotor pro Personenkilometer eine CO2-Emission von rund 166 Gramm, bei Straßen-, Stadt- oder U-Bahn sind es hingegen nur 63 Gramm – im Schnitt also locker die Hälfte weniger.

U wie Umwelt

Abgase, Lärm, übervolle Straßen, Stau, Stress – in den Städten haben nach wie vor Autos, Mopeds und Mofas die Überhand. Die negativen Folgen davon belasten jedoch die Umwelt und die Gesundheit der Menschen. Gefragt ist daher eine neue Mobilitätskultur – Mobilität soll alle überall ans Ziel bringen und Arbeit, Freizeit, Stadt und Land besser miteinander vernetzen. Gleichzeitig soll sie nachhaltig, sicher und zuverlässig sein.

Wie kann das aussehen? Zum Beispiel mit einem attraktiven ÖPNV-Angebot, das ermöglicht, verschiedene Verkehrsmittel individuell und flexibel zu verbinden. Multimodale Mobilitätsangebote umfassen Bus, Bahn, bwshuttle, Roller und viele weitere Verkehrsmittel, die zusammen mit mehr Rad- und Fußverkehr eine bessere, gerechtere und nachhaltigere Mobilität bilden.

Wenn weniger Autos unterwegs sind, werden nicht nur Straßen und Städte entlastet. Es wird auch mehr Fläche frei, die dann zum Beispiel Parks, Wiesen und anderen Grünflächen umgewidmet werden kann – das steigert die Lebensqualität für alle. Zugleich wird weniger klimaschädliches CO2 ausgestoßen, das sorgt für saubere Luft und weniger Lärm.

V wie Verkehrswende

Die Verkehrswende umfasst alle gesellschaftlichen und technologischen wie auch politischen Prozesse auf dem Weg hin zu einer umweltfreundlichen Form der Mobilität. Wichtige Bestandteile sind der Umstieg und die Antriebswende.

Der Umstieg zielt auf das Verhalten ab: Ziel ist ein Kulturwandel weg vom eigenen Auto hin zur Nutzung gemeinschaftlicher und öffentlicher Verkehrsmittel. Dazu gehören auch Ausbau und Förderung umweltschonender Verkehrsmittel wie ÖPNV sowie Fuß- und Radverkehr.

Im Fokus der Antriebswende steht die Technik: Hier geht es um den Einsatz klimaneutraler Antriebsarten (zum Beispiel Wasserstoff, Batteriezüge) statt fossiler Treibstoffe (zum Beispiel Benzin, Erdgas). Gleichzeitig sollen Emissionen (CO2, Lärm und Luftschadstoffe) verringert werden.

Ein Bahnmitarbeiter befüllt einen Zug mit Wasserstoff aus einem Lkw, der als mobile Tankstelle fungiert.
Wasserstoffzüge verfügen über eine Brennstoffzelle, die aus Wasserstoff und Luftsauerstoff Energie für den Antrieb generiert. Der einzige „Abfall“, der dabei entsteht, ist Wasserdampf. Notwendig ist jedoch eine umfangreiche Tankstellen-Infrastruktur.

W wie Wasserstoff

Das Land Baden-Württemberg setzt alles daran, den Öffentlichen Nahverkehr noch umweltfreundlicher zu gestalten, als er ohnehin schon ist. Dazu gehört auch, neue Antriebstechnologien zu erforschen, die klimafreundlicher sind als die herkömmlichen Dieselloks.

Eine mögliche Alternative sind Fahrzeuge mit Brennstoffzellen, die aus Wasserstoff (H2O) und Luftsauerstoff Energie für den Antrieb produziert. Der große Vorteil: Fahrzeuge sind damit schadstofffrei unterwegs, denn bei der Verbrennung von H2O entstehen nur Wärme und Wasser(-dampf) – und sie können deutlich größere Entfernungen zurücklegen als zum Beispiel mit reinem Batterieantrieb. Es gibt aber auch Nachteile: Der Aufbau der notwendigen Tankstellen-Infrastruktur und der Produktionsstandorte für grünen Wasserstoff ist aufwendig und teuer.

Diese Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Deshalb muss gewissenhaft geprüft werden, wo sich der Einsatz lohnt. Das ist zum Beispiel in Heidelberg der Fall: Hier baut die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) einen H2O-Busbetriebshof und zugleich die größte öffentlich zugängliche Wasserstoff-Tankstelle Deutschlands.

Auch auf der Schiene finden in Baden-Württemberg zeitweise Probefahrten mit Wasserstoff-Zügen statt. Hier geht es vor allem darum, eine Lösung für die Streckenabschnitte zu testen, für die eine neue elektrische Oberleitung zu teuer wäre. Ein Gutachten zeigt jedoch: Batterie-Hybrid-Züge sind in diesem Kontext einfach wirtschaftlicher. Sie laden an den bereits bestehenden Oberleitungen ihre Batterie auf und nutzen diesen „Speicher“ dann, um Abschnitte ohne Oberleitung zu überbrücken. Und das ohne neue Tankstellen-Infrastruktur.

Daher verfolgt das Land Baden-Württemberg die Strategie der Batterie-Hybrid-Züge. Die ersten Batterie-Hybrid-Züge fahren bereits in der Ortenau.

Z wie Ziele

Die Emissionen im Verkehrssektor sollen um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 verringert werden – das ist das Ziel des Landes Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030.

Wie soll das erreicht werden? Unter anderem durch eine Verdopplung der Fahrgastzahlen im ÖPNV. Dafür wurden in der „ÖPNV-Strategie 2030“ zehn Handlungsfelder mit insgesamt 130 Maßnahme festgelegt. Zentrale Hebel sind:

  • Ein dichteres Fahrplanangebot, also mehr Busse und Bahnen, auch am Wochenende, in den Randstunden und auf dem Land, sowie neue Direktverbindungen.
  • Auch die Infrastruktur muss verbessert und Kapazitäten geschaffen werden – an Bahnhöfen, Haltestellen, Mobilitätsstationen, Gleisen, Straßen, sowie Betriebshöfen und durch Anschaffung emissionsfreier Busse und Züge.
  • Einfache, verständliche und attraktive Tarife und Bezahlsysteme, die die Nutzung des ÖPNV einfacher und bezahlbar machen, zum Beispiel das Deutschland-Ticket, D-Ticket JugendBW oder Bezahlen per CiCoBW.

Magazin-Artikel veröffentlicht am 14.01.2025

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