Zum Inhalt springen
Historisches Gebäude, Reutlingen

Die Marienkirche in Reutlingen und ihr Taufstein

Neben der Achalm ist der Turm der gotischen Marienkirche, eines der schönsten Gotteshäuser in Schwaben, das Wahrzeichen der einstigen Reichsstadt Reutlingen. Ein besonderes kunst- und kulturgeschichtliches Juwel ist der 1499 geschaffene spätgotische Taufstein.

Nach einer chronikalischen Nachricht wurde die Maria geweihte Bürgerkirche am Oswaldtag (5. August) 1343 mit der Aufsetzung des vergoldeten Engels auf der 70 Meter hohen Turmspitze vollendet. Begonnen wurde mit den Bauarbeiten schon im 13. Jahrhundert, angeblich aufgrund eines Gelübdes nach einer glücklich überstandenen Belagerung in den Anfangsjahren der jungen Stadt. Bis zur Reformation war die Marienkirche nicht die eigentliche Pfarrkirche, die befand sich außerhalb der Stadtmauern. Jedoch war sie zweifellos das prächtigste der Reutlinger Gotteshäuser, dessen einst 14 Altäre von Bürgerinnen und Bürgern, zum Teil auch vom Rat der Stadt gestiftet wurden.

Dass auch hier schon im Mittelalter die Sakramente gespendet wurden, zeigt der weithin einzigartige, inschriftlich 1499 datierte Taufstein im Untergeschoss des südlichen Chorseitenturms. Die achteckige Wandung zeigt in zwei Zonen einen reichen, in Stein gehauenen Figurenschmuck. Oben sind zwischen Rankenwerk und Baldachinen acht der zwölf Apostel zu sehen, darunter werden in Nischen neben der Taufe Jesu im Jordan die im 12. Jahrhundert festgelegten sieben Sakramente (Taufe, Firmung, Ohrenbeichte, Kommunionspendung, Priesterweihe, Ehe, Krankensalbung) dargestellt. Davor kauern Tiere, die aus der mittelalterlichen Kunst vertraut sind wie Hund, Löwe und Einhorn.

Künstler und Stifter sind unbekannt. Jedoch wird das im Aufbau an zeitgenössische Kanzeln erinnernde Werk einem am Uracher Hof Graf Eberhards im Bart entstandenen Meisterkreis zugeordnet. Vielleicht kannte der Meister den 1481 vollendeten Taufstein im Wiener Stephansdom, denn auch der zeigt in ähnlicher Weise die Sakramente.

Auch das zweite, etwas jüngere Schmuckstück der Gotik in der Marienkirche, das heute im Chor aufgestellte Heilige Grab, dürfte von Steinmetzen des Uracher Meisterkreises geschaffen worden sein. Dass sogar in der Reformation, als in Reutlingen ansonsten für die Entfernung der Altarbilder und Figuren gesorgt wurde, beide Stücke zwar beschädigt aber nicht zerstört wurden, belegt die hohe Wertschätzung der Meisterwerke.

Seit 1988 ist die Marienkirche Nationales Kulturerbe. Der Taufstein ist bis heute in Gebrauch und kann zu den Öffnungszeiten der Kirche besichtigt werden.

Literatur

Eckhard v. Knorre: Die Marienkirche in Reutlingen (DKV-Kunstführer 391), 5. Aufl. 2015; Karl Halbauer: Taufstein, in: Figuren des Heils. Gotische Kunst aus Reutlingen, Reutlingen 2009 S. 38–40; Stefanie Meier-Kreiskott: Spätgotische Taufsteine im deutschen Südwesten, München 2011, S. 245–266, 461–462

Stadtrundgang in der Nähe

Stadtökologischer Rundgung durch Reutlingen

Der stadtökologische Rundgang führt quer durch den Innenstadtbereich Reutlingens und erklärt an 12 Stationen verschiedene ökologische Sachverhalte bzw. Phänomene, die innerhalb der Stadt vorkommen. Vom Wärmeinseleffekt des Marktplatzes über die städtische Windsysteme am Beispiel des Tübinger Tores bis hin zur Funktion von Grünflächen und Stadtgewässern wird alles ausführlich beschrieben und erklärt.

Offizieller Inhalt von Biosphärengebiet Schwäbische Alb

Die Inhalte werden von den Veranstaltern, Städten und Kommunen vor Ort sorgfältig selbst gepflegt. Kurzfristige Terminänderungen, -verschiebungen oder eine fehlerhafte Übermittlung können wir nicht ausschließen. Wir empfehlen deshalb vor dem Besuch die Informationen beim Anbieter selbst einzuholen. Für die inhaltliche Richtigkeit von Dritten können wir keine Gewähr bieten. Zudem können wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit garantieren.