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Historische Stätte, Höchenschwand

Schluchen - Höchenschwander Sagenpfad

Sage: Buckliger Geiger

Einst lebte im Hauensteiner Land ein buckliger Geiger. Er konnte fiedeln wie kein Zweiter. So zog er von Fest zu Fest und beglückte die Menschen mit seinen Klängen. Trotz seines Leidens war er ein fröhlicher und geselliger Zeitgenosse. Er beobachtete während seinem Spiel immer wieder die hübschen jungen Frauen und sehnte sich sehr nach einer Frau und einer Familie. Doch schauten ihn die jungen Damen wegen seines Buckels nicht einmal an und ignorierten ihn. So kam es, dass er häufiger über seinen Durst trank, um seine Einsamkeit und seine Trauer zu überspielen.

Eines Tages spielte der Geiger an einer Hochzeit in Waldkirch. Am Tage darauf sollte er am Maitanz in der Domstadt St. Blasien aufspielen. Er trank sich auf der Hochzeit wieder fröhlich und wollte seine Fröhlichkeit auch für den morgigen Tag erhalten. So zog er mit seiner Fidel und einer großen Flasche schon des Nachts weiter Richtung St. Blasien. Er torkelte durch die Weltgeschichte, bog jedoch in Höchenschwand falsch ab und landete hier mitten im Wald auf einer Lichtung.

Da sah er auf einmal drei hübsche Frauen, die auf der Lichtung ein großes Feuer gemacht und eine riesige Tafel aufgedeckt hatten. Er beobachtete die glücklichen Damen und wollte sich in der Nähe im Moos ein Plätzchen suchen, um seinen Rausch auszuschlafen. Doch konnte er sich und seine Geige nicht vor den Frauen verstecken. Sie entdeckten ihn und baten ihn darum, heute mit ihnen zu feiern. Es sei ja schließlich Walpurgisnacht. So gab er sich einen Ruck und bezauberte die Frauen mit seinem Spiel. Es ging sehr fröhlich zu. Sie gaben ihm zu essen und zu trinken und, ohne dass er es merkte, mischten sie ihm ein Zaubertränklein in seine Wein. Der Geiger wurde immer glückseliger und spielte und spielte die ganze Nacht. Die Frauen freuten sich an seiner Gesellschaft und sahen, dass er ein gutes Herz hatte.

Als der Morgen zu dämmern begann und das Feuer fast abgebrannt war, fand das Fest sein Ende. Die drei Frauen sagten dem Geiger, dass sie leider kein Geld hätten, um ihn zu bezahlen. Er hoffte innerlich, dass anstatt des Geldes ihm eine seinen ersten Kuss schenken würde. Doch stattdessen klopften sie ihm freundlich auf den Rücken und er fiel in einen tiefen Schlaf. Bevor er jedoch gänzlich einschlief, hörte er eine der Frauen sagen, dass sein Wunsch erhört wurde. Er würde nun endlich heiraten und bis an sein Lebensende glücklich werden.

Als er einige Stunden später erwachte, waren die Damen, das Feuer und die prächtige Tafel verschwunden. Er überlegte, ob er geträumte hatte und machte sich auf den Weg in die Domstadt. Plötzlich bemerkte er, dass sein Buckel verschwunden war. Er traute seinen Augen kaum. Die drei Frauen hatten ihn geheilt! So dauerte es nicht lange, bis der Geiger seine große Liebe fand und ein Zimmer mit zwei Betten bezog. Auch ein drittes Bettchen stand bereits dort.

Im ganzen Schwarzwald gibt es unzählige Sagen und Legenden. In einer Zeit ohne Smartphone, Fernseher oder Zeitung erzählten sich die Menschen als Zeitvertreib alte Geschichten von Hexen, Zwergen, Glasmännchen, Bollimänkl´n und vielen anderen Gestalten. Vorzugsweise, um Kindern das Fürchten zu lehren, aber auch, um Inhalte in einer kindgerechten und einfachen Bildsprache zu vermitteln. Wann haben Sie Ihren Kindern das letzte Mal ein Märchen vorgelesen?

Viele dieser alten Sagen und Legenden beinhalten neben ihrem Unterhaltungswert einen wahren Kern oder eine konkrete Aussage. Meist fokussieren sie sich auf das Gute oder zumindest auf gute Eigenschaften. So können auch Erwachsene aus einer Sage noch das ein oder andere lernen.

Leider wurden Sagen und alte Legenden oft falsch verstanden oder abergläubisch überbordet. So wurden oft der Teufel oder diverse Geister bezichtigt, ein Verbrechen begangen zu haben, um vom wahren Täter abzulenken oder kluge Frauen wurden pauschal als Hexen gebrandmarkt, um sie so aus der Gesellschaft zu drängen.

Alte Sagen aber auch alte Lieder sind Zeugen, die die Zeit überdauert haben und uns die Türen in eine alte Zeit und Fantasie öffnen. Zudem drücken diese Legenden eine eigene Mystik und Emotionalität aus.

In früherer Zeit lebten die Menschen viel enger mit der Natur zusammen. Man beobachtete das Wetter und versuchte, sich daraus diverse Wetterregeln abzuleiten. Ziel war es, bei der Aussaht oder der Ernte bessere Erträge zu erzielen, da es damals ja noch keinen Wetterbericht gab. Jedes Dorf sammelte daher im Laufe der Zeit seine eigenen Geschichten und Erzählungen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden.

Viele der alten Sagen und Legenden sind heute in Vergessenheit geraten. Das früher so verbreitete „Stubete“, also das Zusammensitzen bei Kerzenschein oder an einem Feuer, wurde durch die neuen Medien verdrängt.

Einige dieser Sagen und Geschichten konnten zum Glück durch aufmerksame Zuhörer erhalten werden, da diese das Gehörte aufgeschrieben haben.

An dieser Stelle sei Reinhard Keller aus Höchenschwand herzlich gedankt, da er ein guter Zuhörer ist und alle alten Legenden dieses Weges in seinem „Höchenschwander Heimet-Geschichtle-Buch“ zusammengetragen und somit für die Zukunft konserviert hat.

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