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Antrieb: Wie klimafreundlich sind Züge unterwegs?

Moderne Technik macht‘s möglich: Züge sind heute schon viel klimafreundlicher als vor ein paar Jahren. Und in Baden-Württemberg wird einiges getan, damit sie immer nachhaltiger werden - denn hier wird auf Elektrifizierung gesetzt.

Eine grüne Landschaft mit Zuggleisen.

Quelle: iStock/ ColobusYeti

Für Berufspendler, Schüler und Ausflügler geht auf der Bahnlinie zwischen Ravensburg und Friedrichshafen im Moment nichts mehr. Die Zugverbindung ist gesperrt und Fahrgäste sind jetzt per Schienenersatzverkehr unterwegs. Der Grund: Die Stecke wird elektrifiziert. Ab Ende 2021 sollen die Züge der Südbahn auf dem gesamten Weg von Ulm bis an den Bodensee dann ausschließlich mit Strom unterwegs sein – und so klimafreundlich die umweltbelastenden Dieselloks ersetzen.

Ein Bwegt Zug auf Gleisen.

Baden-Württemberg setzt auf Elektrifizierung der Bahnstrecken.

Mit Strom Schritt für Schritt zum sauberen Antrieb

Auf 61 Prozent aller Bahnstrecken in Baden-Württemberg sind die Züge derzeit mit Stromantrieb unterwegs. Da ist noch viel Luft nach oben. Unsere Schweizer Nachbarn etwa sind schon längst bei 100 Prozent angekommen. An diese Marke will sich auch Baden-Württemberg fast vollständig annähern – Schritt für Schritt. 

Dafür wurde eigens ein Elektrifizierungskonzept erarbeitet. Vorrang haben dabei die stark genutzten Schienenachsen, weil dort die meisten Zugkilometer gemacht werden. Dann sind die Strecken dran, die die Lücken im bereits strombetriebenen Netz schließen – denn auch, wenn nur auf kurzen Passagen die Oberleitung unterbrochen ist, können E-Loks hier nicht fahren. Und so eine Lücke wird aktuell mit der Strecke Ravensburg-Friedrichshafen geschlossen. Wenn das geschafft ist, sind knapp 900 zusätzliche Gleiskilometer im Südwesten elektrisch befahrbar!

Symbol für Klimaschutz.

Tägliche Wege ins Büro, zur Uni oder zum Supermarkt: Von A nach B kommen geht schon heute klimaschonend.

Batteriebetrieb überbrückt Strecken ohne Oberleitung

Aber es gibt noch eine zweite Möglichkeit, den Bahnbetrieb vor unserer Haustür ohne fossile Energieträger sicherzustellen. Dann, wenn sich der Bau von Oberleitungen auf einer Strecke wirtschaftlich noch nicht trägt, greifen für den Antrieb die sogenannten fahrzeugseitigen Lösungen. Wie im Netz Ortenau, wo in drei Jahren 20 batteriebetriebene Züge vom Typ Mireo Plus B unterwegs sein werden.

Diese Schienenfahrzeuge sind dann die ersten in Baden-Württemberg, die mit Strom angetrieben werden, auch wenn es auf der Strecke nicht überall Oberleitungen gibt. Der Trick: Der Zug hat Batterien an Bord. Diese werden durch Bremsenergie aufgeladen und auf den elektrifizierten Teilstrecken über die Oberleitung. So trägt auch diese innovative Technologie zum Klimaschutz bei.

Ressourcen schonen für klimafreundliche Züge

Neue Züge kosten viele Millionen Euro und müssen deshalb 30 Jahre lang fahren, um die hohen Investitionen wieder zu erwirtschaften. Deshalb können die Dieselloks im Netz nicht vorzeitig verschrottet werden. Aber auch hier gibt es eine Kompromiss-Lösung, bis eines Tages Brennstoffzellen, Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe den klimaschonenden Antrieb leisten. Und die heißt ganz einfach: Energie sparen!

Was die Deutsche Bahn im Donau-Ostalb-Netz erfolgreich getestet hat, ist in Baden-Württemberg inzwischen Standard für alle 41 Diesel-Loks vom Typ VT 612. Das Regio-Energiesparsystem – kurz Resy – hilft den Lokführern, vorausschauend und damit energiesparend zu fahren. Auch alle anderen der insgesamt 170 dieselbetrieben Fahrzeuge der DB Regio sollen entsprechend nachgerüstet werden.

Ökostrom und synthetische Kraftstoffe

Bei jeder Energiequelle ist natürlich auch die Frage, wie umweltschonend sie gewonnen wird. Das Land Baden-Württemberg setzt ganz klimafreundlich auf 100 Prozent Ökostrom. Alle neuen Verträge, die an Eisenbahnverkehrsunternehmen für den Betrieb von elektrifizierten Strecken im bwegt-Liniennetz vergeben werden, schreiben deshalb ganz klar vor: 100 Prozent Ökostrom sind Pflicht! Und bestehende Verträge werden entsprechend aktualisiert.

Die Marschrichtung für Baden-Württemberg ist klar: Was fossile Energieträger angeht, setzt Verkehrsminister Winfried Hermann „perspektivisch auf synthetische Kraftstoffe, die aus erneuerbaren Energien erzeugt sind und damit keinen negativen Einfluss auf das Klima haben.“  Aktuellstes Beispiel dafür ist der Regionalzug mit Brennstoffzellenantrieb, den die Deutsche Bahn und Siemens Mobility gemeinsam für den Einsatz in Baden-Württemberg entwickeln. Denn der verantwortungsvolle Umgang mit jeder Form von Energie trägt wesentlich zum Schutz unserer Umwelt bei.

Magazin-Artikel veröffentlicht am 04.12.2020

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