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Unterwegs zwischen Freiburg und Basel: Endlich raus aus dem Home-Office!

Katrin Krumm atmet auf. Nach sieben Wochen kann sie zum ersten Mal das Home-Office verlassen. Und darf wieder an ihren Arbeitsplatz in der Kunsthalle Basel zurückkehren.

Frau steht zwischen zwei selbstgemalten Bildern in türkis auf einem dunklen Holzboden.

© Amanda Weimer

Kontrolle! Katrin Krumm klappt ihren Ausweis G auf und streckt ihren Arm weit vor. Der Schweizer Grenzbeamte schaut prüfend auf das Foto in dem Dokument. Dann in ihr Gesicht. Und winkt sie schließlich durch. Katrin Krumm ist erleichtert. Zum ersten Mal ist sie wieder in Basel, seit die Institution für zeitgenössische Kunst dort Mitte März wegen der Corona-Pandemie geschlossen wurde. Einen Kilometer geht sie noch zu Fuß weiter. Dann ist sie angekommen an ihrem Arbeitsplatz, der Kunsthalle Basel. Mit dabei hat sie seit heute auch ein Bestätigungsschreiben der Geschäftsführung, dass sie hier angestellt ist und für ihre Arbeit über die Grenze muss. Denn nach wie vor darf man nur aus triftigem Grund in die Schweiz einreisen. Berufspendler also wie Katrin Krumm. Den Grenzgänger-Ausweis hat sie ja sowieso wie alle, die in Deutschland wohnen und in der Schweiz arbeiten. Aber vorzeigen bei den nun stattfindenden Kontrollen in der Unterführung am Badischen Bahnhof in Basel – wie heute – musste Katrin Krumm ihn bislang noch nie.

Gesicht einer Frau mit Maske und Mütze die im Zug sitzt.

Soziale Kontrolle unter den Fahrgästen

Gut anderthalb Stunden war die Webdesignerin unterwegs, seit sie am Freiburger Hauptbahnhof in den RE 17079 gestiegen ist. Der hat sich wie auch vor Corona pünktlich um 8:10 Uhr in Bewegung gesetzt. Jetzt aber mit Maskenpflicht für alle. „Das Abstandhalten im Zug und auf dem Bahnhof klappt ganz gut“, sagt Katrin Krumm. „Gefühlt sind gerade ja auch nur halb so viele Fahrgäste wie sonst unterwegs.“ Dennoch ist die Pendlerin aufmerksamer als früher auf ihrer Fahrt nach Basel. Auch die Leute beobachten sich jetzt genau. „Ein Mitreisender hat sich die Maske abgezogen, wahrscheinlich um kurz nach Luft zu schnappen“, erzählt Katrin Krumm. „Da haben ihn die anderen sofort lautstark ermahnt, das Ding wieder aufzusetzen.“ Selbst achtet sie streng darauf, alle vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen einzuhalten, und hat außerdem immer noch ein Desinfektionsmittel dabei. Angst, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, hat sie nicht. Für Katrin Krumm sind sie nach wie vor die beste Möglichkeit, zur Arbeit zu kommen, auch in Zeiten von Corona.

Schutzkonzept für Besucher und Mitarbeiter

Seit dem 12. Mai ist die Kunsthalle Basel wieder für Besucher geöffnet. Für deren Sicherheit und die der Mitarbeiter erstellte der Technische Leiter ein Schutzkonzept auf Grundlage der Schweizer Covid-19-Verordnung. Auch Katrin Krumm war in den ersten Tagen nach ihrer Zeit im Home-Office vor allem damit beschäftigt, die neuen Maßnahmen umzusetzen. Als Webdesignerin gestaltete sie die benötigten Hinweisschilder, aktualisierte die Website und kümmerte sich um Newsletter und Presseanfragen. „Wir müssen alles tun, um eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus zu stoppen“, sagt Katrin Krumm mit Überzeugung. Also gibt es jetzt Handdesinfektionsmittel im Foyer für Besucher und Personal. Im Buchladen des Ausstellungshauses wird darum gebeten, nur noch die Publikationen anzufassen, die tatsächlich auch gekauft werden. Wände aus Plexiglas wurden angebracht zum Schutz der Mitarbeiter an der Kasse. In den Büroräumen darf sich nur noch eine begrenzte Anzahl von Personen aufhalten. Events wie Lesungen oder Vernissagen sind bis auf Weiteres gestrichen.

Noch kein Grenzübertritt für Touristen

Katrin Krumm hätte ihre Arbeit im Home-Office fortsetzen können, wenn ihr die Einreise in die Schweiz verweigert worden wäre. „Glücklicherweise muss ich aber von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch machen“, sagt sie erleichtert. Und macht sich nach ihrem Arbeitstag vor Ort in der Kunsthalle Basel auf den Weg zurück nach Freiburg. Wie früher nimmt sie auch an diesem Abend wieder die Tram zum Badischen Bahnhof. Nicht alle Fahrgäste tragen eine Maske. Denn die ist in der Schweiz nicht Pflicht, sondern wird nur empfohlen. Aber jeder achtet auf den nötigen Abstand zu den anderen. Und  auch die Sicherheitsanzeigen auf den Bildschirmen und neben den Sitzen weisen auf die neuen Verhaltensregeln hin.

Plastikmüll, der dekorativ angerichtet ist.

Installationsansicht, Bizarre Silks, Private Imaginings and Narrative Facts, etc., eine Ausstellung von Nick Mauss, Kunsthalle Basel, 2020. Foto: Philipp Hänger/Kunsthalle Basel

Kunstgegenstände stehen in weißem Raum auf dunklem Holzboden

Installationsansicht, Bizarre Silks, Private Imaginings and Narrative Facts, etc., eine Ausstellung von Nick Mauss, Kunsthalle Basel, 2020. Foto: Philipp Hänger/Kunsthalle Basel

„Kommen Sie von der Arbeit?“, will der Schweizer Grenzbeamte bei der Kontrolle ihres G-Ausweises von Katrin Krumm noch wissen. Denn Touristen dürfen nicht über die Grenze. „Ja!“, sagt sie ein bisschen stolz. Und freut sich, auch am nächsten Tag wieder in der Kunsthalle Basel zu sein.

Magazin-Artikel veröffentlicht am 19.05.2020