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Familienausflug mit dem Zug.

In Baden-Württemberg warten so viele wunderschöne Ausflugsziele direkt vor der Haustüre auf uns. Für Familien, die einen Ausflug im Ländle planen, ist der Zug eine echte Alternative zum Auto. Zugfahren ist entspannt und für Kinder ein Abenteuer. Heute geht es nach Bad Wildbad in den Nordschwarzwald.

Zwei Frauen stehen mit ihren drei Kleinkindern auf Holzboden vor Geländer.

Ein schriller Pfiff vom Schaffner und schon setzt sich der Zug in Bewegung und rattert aus dem Stuttgarter Bahnhof hinaus. Meine kleine Tochter Hanna sitzt mit einem Stofftier im Arm und einer Brezel in der Hand auf dem Fensterplatz. Mit den Beinen baumelt sie in der Luft und ihr Gesicht drückt sie ganz nah an die Scheibe. Neben ihr sitzt ihre Freundin. Die beiden schauen den vorbeiziehenden Häusern nach. Aufgeregt erzählen sie davon, was sie da draußen alles sehen. Mal entdecken sie einen Bagger, mal einen großen Fabrikturm. Neben Hanna steht der Rucksack, den sie am Morgen gepackt hat. Jetzt zieht sie ein Buch daraus hervor. Wir machen es uns auf den Sitzen bequem und lesen es gemeinsam. Zugfahren, das ist für Kinder ein Abenteuer.

Wir sind eine sehr aktive Familie. Wann immer es uns möglich ist, verreisen wir. Mit den Kindern in der Kraxe besteigen wir Berge oder erkunden mit Rädern die Gegend. Gern schlemmen wir uns durch die kulinarischen Highlights der jeweiligen Reisedestination. Doch so sehr wir fremde Länder und Kulturen lieben, so sehr lieben wir auch unsere Heimat. Direkt vor unserer Haustüre befinden sich so viele schöne Ausflugsziele. Egal ob Bodensee, Schwäbische Alb, Allgäu oder Schwarzwald - im nahen Umkreis von Stuttgart gibt es so wahnsinnig viel zu entdecken. Deshalb packen wir am Wochenende regelmäßig unsere Rucksäcke und begeben uns auf Erkundungstour durchs Ländle.

Mit dem Zug durchs Ländle

Seit Neuestem machen wir das immer öfter mit dem Zug. Warum?
Jeder der in Stuttgart wohnt, kennt das Verkehrschaos in der Stadt. Oft brauchen wir allein schon über eine Stunde bis wir mit dem Auto überhaupt mal aus dem Stuttgarter Kessel draußen sind. Das nervt. Zumindest dann, wenn man zwei kleine Kinder mit an Bord hat. Die finden es nämlich überhaupt nicht lustig, im Stau zu stehen und der Ausflug artet dann recht schnell in Stress aus. Ein weiterer Grund, der für das Zugfahren spricht, ist das Thema gemeinsam reisen. Wir unternehmen oft Ausflüge mit unseren Freunden. Zusammen passen wir allerdings nie in nur ein Auto. In den Zug hingegen passen wir alle rein. Regelmäßig nutzen wir das Baden-Württemberg-Ticket für gemeinsame Ausflüge. Bis zu fünf Erwachsene dürfen mit diesem Ticket gemeinsam Zug fahren.

Ausschnitt von einem bwegt-Zug von außen mit offenen Türen am Bahnsteig.

So stehen wir auch heute wieder einmal am Bahnhof. Zusammen mit unseren Kindern und einer weiteren befreundeten Familie tuckern wir nach Bad Wildbad in den Nordschwarzwald. Nur etwas über eine Stunde dauert die Fahrt mit dem Zug dorthin. Genau gleich lang wie mit dem Auto, vorausgesetzt es ist kein Stau.

Während die Kinder es sich bereits in einem Viererabteil bequem gemacht haben, parken wir unsere Kinderwagen an die dafür vorgesehenen Plätze im Zug. Heute reisen wir mit einem der neuen bwegt-Züge. Das sind diese schwarz gelben Züge mit dem Löwen drauf. In diesen Zügen gibt es zum Glück recht viele Fahrrad- und somit Kinderwagenplätze. Bislang hatten wir noch nie Probleme damit, die Kinderwagen in diesen Zügen unterzubringen. Bereits bei der Einfahrt der Züge achten wir immer darauf, wo auf den Fenstern das Fahrrad- oder Kinderwagenzeichen zu sehen ist.

Blonde Frau sitzt mit zwei kleinen Mädchen im Zug und sie schauen sich zusammen ein Buch an.

Kinder lieben es, Zug zu fahren

Sobald der Zug die Stadtgrenzen passiert hat, ändert sich das Landschaftsbild. Wir fahren an Feldern und Wiesen vorbei. Raus aus der Stadt und rein in die Natur. So mögen wir das. Es ist Zeit fürs Vesper. Außer Bananen, klein geschnittenem Obst und Gemüse haben wir auch Butterbrezeln und belegte Brötchen dabei. Denn mit Essen überbrückt man einfach am besten etwas längere Fahrzeiten im Zug. Die beiden größeren Mädels fragen uns seit wir in den Zug gestiegen sind, Löcher in den Bauch. Warum ist der eine Zug weiß und der andere gelb? Warum hören die Gleise im Stuttgarter Bahnhof einfach auf und muss der Zug deswegen jetzt rückwärtsfahren? Warum kann der Fahrkartenautomat Papier ausspucken? Und was macht der Schaffner da mit unserer Fahrkarte? Langweilig wird es ihnen nicht. Zumindest nicht auf einer ein- bis zweistündigen Zugfahrt. Nach vierzig Minuten kommen wir am Tor zum Schwarzwald in Pforzheim an. Hier steigen wir in eine S-Bahn um. Auch das funktioniert problemlos. Bereits bei der Reiseplanung haben wir darauf geachtet, dass die Umsteigezeit nicht zu knapp ist. Einmal mit dem Aufzug runter und wieder hoch und dann stehen wir auf dem richtigen Gleis.

Blick aus einer Bergbahn ins Tal. Im Tal sieht man Häuser, die umgeben sind von Wald.

Ab in den Schwarzwald

Entlang der Enz tuckern wir immer tiefer in den Schwarzwald hinein. Es ist hügelig um uns herum. Und als wir in Bad Wildbad an der Haltestelle Sommerberg aussteigen, können wir fast nicht glauben, dass diese Stadt nur eine Stunde von Stuttgart entfernt liegt. So anders ist es hier. Fachwerkhäuser zieren die Innenstadt, im glasklaren Wasser des Flusses schwimmen Fische. Ein bisschen fühle ich mich an Freiburg erinnert.
Von der Haltestelle aus sind es nur wenige Schritte bis zur Sommerbergbahn. Diese Standseilbahn chauffiert uns in wenigen Minuten fast 300 Höhenmeter hinauf auf den Berg. Auch hier ist es kein Problem den Kinderwagen mitzunehmen. Durch die Panoramafenster der Bahn bestaunen wir die Landschaft.

Auf dem Baumwipfelpfad mitten durch die Natur

Oben angekommen, weist uns ein Schild den Weg zu unserem ersten Tagesziel - dem Baumwipfelpfad. Brücken aus Holz schlängeln sich auf Höhe der Baumkronen durch den Wald. Infotafeln erklären den Kindern spielerisch viel Wissenswertes über den Lebensraum Wald. Immer wieder tauchen Kletter- und Spielstationen auf. Mal klettert man über wackelige Hängebrücken, mal über dünne Baumstämme. Es ist einiges los, aber es ist nicht überfüllt hier. Der Weg ist wirklich schön angelegt und passt sich gut in die Natur ein. Versteckt hinter hohen Bäumen ragt Am Ende des Weges auf einmal der 40 Meter hohe Aussichtsturm in die Höhe. In Kreisen schlängelt sich der Holzweg nach oben. Durch die geringe Steigung ist es aber kein Problem den Kinderwagen bis ganz nach oben auf die oberste Plattform zu schieben.
Wir sind oben. Der Wald liegt unter uns und wir haben einen grandiosen Blick über das Land. Am Horizont erspähen wir den Stuttgarter Fernsehturm. Die Kinder gucken durchs Fernrohr und machen erst einmal Pause. Doch wir wollen noch weiter. Anstatt in der Skihütte direkt beim Turm einzukehren, wandern wir noch bis zur rund fünf Kilometer entfernten Grünhütte.

Aussichtsturm umgeben von Wald, den man mittels einer Rampe betreten kann.
Vater läuft mit seiner kleinen Tochter über eine Holzbrücke.

Hinein ins Waldidyll

Auf geschotterten Wegen schieben wir unsere Kinderwagen vor uns her. Der Kleine schläft in der Trage und auch den Großen fallen bald die Augen zu. Nach kurzer Zeit sind wir allein unterwegs auf dem Weg. Es ist still hier im Wald. Junge Tannen wachsen am Wegesrand, von Moos bewachsene Baumstümpfe stehen in der Wiese. Gerade sehen wir im Wald ein Reh wegspringen. Nach einer Stunde auf flachem Weg erreichen wir die Grünhütte. Geranien zieren das Haus und im Biergarten spenden Kastanienbäume Schatten. Maultaschen, Fleischküchle und Schlachtplatte stehen auf der Speisekarte. Genau das richtige Essen nach der Wanderung. Bekannt ist die Hütte für ihre riesigen Pfannkuchen mit Heidelbeeren. Den lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen. Die Kinder springen auf der Wiese hin und her und wir legen noch für einen Moment die Beine hoch, bevor es wieder zurück zur Sommerbergbahn geht.

Paar läuft mit jeweils einem Kinderwagen und Rucksack auf eine Holzhütte zu. Vor der Hütte befinden sich Sitzgelegenheiten und sie ist mit Blumen geschmückt.

Und wieder einmal denke ich: Unser Ländle ist einfach wunderschön. Und unser nächster Zugtrip ist auch schon geplant. Gemeinsam mit Freunden geht es mit dem Baden-Württemberg-Ticket am nächsten heißen Sommerwochenende an den Bodensee zum Baden.

Meine Tipps fürs Zugfahren mit Kind

  • Schaut schon am Bahngleis wo sich die Fahrrad- bzw. Kinderwagenabteile im Zug befinden
  • Beachtet bei der Reiseplanung, dass die Umsteigezeit nicht zu knapp bemessen ist
  • Habt für eure Kinder immer genug zum Essen und Trinken dabei
  • Pixibücher nehmen wenig Platz im Rucksack ein und überbrücken prima längere Fahrten
  • Lauft, wenn möglich, mit euren Kindern einmal durch den Zug. Sie finden alles spannend und stellen euch bestimmt tausend Fragen.

Bittet um Hilfe, falls ihr welche braucht. Sowohl die Schaffner als auch andere Bahnreisende helfen euch sicherlich gerne beim Ein- und Aussteigen oder beim Parken vom Kinderwagen.

Infos zu Bad Wildbad

Mit dem Zug fährt man bis zur Haltestelle Sommerberg. Von dort aus sind es nur wenige Schritte bis zur Sommerbergbahn. Die Hin- und Rückfahrt mit der Bahn kostet für Erwachsene 7 Euro, für Kinder von 6 bis 14 Jahren 4 Euro.
www.bad-wildbad.de/sommerbergbahn

Der Baumwipfelpfad beginnt nur wenige hundert Meter nach der Bergstation der Sommerbergbahn. Der Pfad ist insgesamt knapp 1,3 Kilometer lang und problemlos mit dem Kinderwagen befahrbar. Am Ende der Route befindet sich der 40 Meter hohe Aussichtsturm. Auch dort kommt man mit dem Kinderwagen gut hoch. Wer den Weg vom Turm nicht runter laufen mag, kann auch die 55 Meter lange Tunnelrutsche nehmen. Sie kostet zwei Euro und darf von Kindern ab 6 Jahren genutzt werden.
www.baumwipfelpfade.de/schwarzwald

Am Fuße des Aussichtsturms entsteht gerade ein riesiger Spielplatz. Der Eintritt für Erwachsene kostet 10 Euro, für Kinder von 6 bis 14 Jahren 8 Euro. Wer noch etwas weiterlaufen möchte, sollte die etwa 5 Kilometer entfernte Grünhütte ansteuern. Auf geschottertem Weg geht es eben durch den Wald bis dorthin.
http://www.gruenhuette.de/

Über uns

Ich bin Isabell, stolze Zweifachmama, Journalistin von Beruf und absolut reisebegeistert. Geboren wurde ich 1985 in Stuttgart, die Stadt, für die mein Herz schlägt. Hier in Baden-Württemberg liegen meine Wurzeln, im Ländle bin ich zu Hause. Gemeinsam als Familie bereisen wir am liebsten mit dem Rucksack auf dem Rücken verschiedene Länder, aber auch die Regionen direkt vor unserer Haustür. Deshalb habe ich vor einem Jahr den Familien- und Reiseblog www.stadtmama-unterwegs.com ins Leben gerufen. Dort berichte ich aus unserem Leben und zeige, dass es trotz urbanem Umfeld möglich ist, sein Kind naturnah aufzuziehen. Ich nehme meine Leser mit auf Reisen, gebe Tipps welche Ausrüstung Kind und Eltern wirklich brauchen und berichte von den schönsten Unterkünften, Wander- und Radtouren samt Einkehrtipps. Denn als Familie unterwegs zu sein, ist die schönste Art, die Welt zu entdecken.

Magazin-Artikel veröffentlicht am 02.07.2019

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