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Corona: Steht Shopping-Vielfalt im Bahnhof auf dem Spiel?

Die Zeit der Geisterbahnhöfe ist vorbei. Immer mehr Fahrgäste sind zurück im Nahverkehr. Und nutzen das gewohnte Warenangebot in den Bahnhöfen. Doch Corona hat auch bei den Ladenbetreibern Spuren hinterlassen.

Belegte Brötchen liegen schön angerichtet in der Theke eines Bäckers. Zur Auswahl stehen Brötchen mit Käse, Tomate und Mozzarella oder Salami. Man kann zwischen Brezeln, Baguette und Dinkelbrötchen wählen.

Das frische Schoko-Croissant, der heiße Milchkaffee to go aus dem Back-Shop: Das gehört für viele Pendler endlich wieder zum gewohnten Start in den Tag. Denn seit dem Lockdown im März sind inzwischen mehr als 60 Prozent der Fahrgäste zurück im Nahverkehr. Für Anbieter von Snacks und Getränken wie Yorma’s Grund genug, alle Filialen wieder aufzusperren.

„Ende März haben wir alle Läden dicht gemacht“, berichtet Karl Kraft, Vorstand der Yorma’s AG. „Zum einen, weil wir unsere Mitarbeiter vor diesem unbekannten Virus schützen wollten. Zum anderen waren ja kaum noch Menschen unterwegs, so dass unser Umsatz mit 10 bis 15 Prozent total im Keller war.“

Mann schaut lächelnd in die Kamera. Er trägt eine schwarze Brille und einen dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd und hellblauer gemusterter Krawatte.

Zwei Monate waren die Läden dicht. Schnelle Lösungen – darauf kommt es jetzt an, weiß Michael Groh, Regionalbereichsleiter der DB Station&Service AG in Baden-Württemberg.

Zwei Monate waren fast alle Läden zu

Wie alle Ladenbetreiber in den Bahnhöfen hat auch Yorma’s seine Verkaufsflächen von der DB Station&Service AG gemietet. „Zwei Monate lang waren die meisten Geschäfte in den Bahnhöfen geschlossen“, erinnert sich der Regionalbereichsleiter in Baden-Württemberg Michael Groh. Entweder veranlasst durch die Behörden, weil ihr Angebot nicht relevant für die Grundversorgung der Bevölkerung ist. Oder wie im Fall von Yorma’s aus wirtschaftlichen Gründen durch den Ladenbetreiber selbst.

Zuverlässige Einkaufsmöglichkeiten am Bahnhof wichtig

Daher war es nötig, für alle Mieter rasch Lösungen zu finden. Michael Groh und seine Mitarbeiter haben den Ladenbetreibern in einem ersten Schritt Stundungen von zwei Monatsmieten angeboten. Nun sind sie dabei, mit jedem Einzelnen Vereinbarungen für die Zeit während des Lockdown sowie Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln: „Damit wollen wir in der Krise unseren Beitrag leisten und in diesen schwierigen Zeiten zu unseren langjährigen Mietern halten, die immer zuverlässig einen guten Job gemacht haben.“ 

Denn die DB Station&Service AG fühlt sich in erster Linie den Verbrauchern verpflichtet, die die Vielfalt der Einkaufsmöglichkeiten in den Bahnhöfen schätzen. Vor allem für Pendler, aber auch für Freizeit-Bahnreisende sichern diese Einkaufsmöglichkeiten ein wichtiges Stück Lebensqualität. Die Läden sind rund um die Uhr geöffnet und bieten sogar sonntags die nötige Verpflegung – und auch einfach mal Nervennahrung und Ablenkung beim Warten auf den Anschlusszug.  Für Pendler macht das den Alltag ein ganzes Stück einfacher.

Aktuell steht im Fokus natürlich der sichere Aufenthalt in den Zügen und Bahnhöfen. Das geht nur, wenn jeder seinen Beitrag leistet – darauf macht die DB mit der Aktion #gemeinsamgehtdas aufmerksam. Denn ein zweiter Lockdown – das wäre auch für die Ladenbetreiber und das Einkaufserlebnis in den Bahnhöfen nicht auszudenken.

Auf einer Säule in einem Bahnhofskiosk steht geschrieben

Frische Snacks, Getränke und Zeitungen rund um die Uhr, auch sonntags – ist damit bald Schluss? Für Pendler nicht auszudenken. // Bild: Yorma‘s

Kulturort Bahnhofsbuchhandlung in Gefahr

Obwohl kein Ladensterben an den Bahnhöfen zu befürchten ist, „wird es am Ende des Tages Einzelfälle geben, die diese Krise nicht überleben“, meint Michael Groh. Die große Sorge um einen Mieter plagt ihn trotzdem: den Bahnhofsbuchhandel.

Der durfte Zeitungen auch während des Lockdown verkaufen, weil die Bundesregierung die gedruckten Informationen für die Bürger in der Krise als systemrelevant eingestuft hat. „Aber das Stöbern im Buchladen macht in Corona-Zeiten nicht wirklich Spaß. Deshalb liegt der Umsatz der Bahnhofsbuchhandlungen immer noch bei nur 40 Prozent der Vorjahreswerte“, berichtet der Regionalbereichsleiter.

To-Go-Becher aus Plastik sind gefüllt mit Johannisbeeren, Kiwistücken, Erdbeeren, Heidelbeeren und viele anderen unterschiedlichen Obstsorten.

Damit die Bahnhöfe sicher bleiben, die Menschen gesund und das Angebot vielfältig: Die DB zeigt mit #gemeinsamgehtdas, was jeder beitragen kann. // Bild: Yorma‘s

Reisegastronomie unterstützt Klimaschutz

Ein sicherer Mieter der DB Station&Service AG bleibt Yorma’s. „Das Unternehmen ist wirtschaftlich gesund und darauf spezialisiert, das schnelldrehende Geschäft in den Bahnhöfen vor allem in Stoßzeiten schlagkräftig zu bewältigen“, weiß Michael Groh. Während des Lockdown hatte Yorma’s sein Personal in Kurzarbeit geschickt. Auf die staatlich gesicherten 60 Prozent des Nettolohns legte der Reisegastronom für jeden Mitarbeiter noch 30 Prozent aus eigener Tasche drauf.

„Inzwischen haben wir wieder eine Personalauslastung von 70 Prozent“, berichtet Karl Kraft. Gute Mitarbeiter zu halten, um zuverlässig für die Kunden da zu sein und das Frischeversprechen und Preis-Leistungsverhältnis von Yorma’s zu garantieren, ist das Ziel von Karl Kraft.

Aber auch er schaut kritisch in die Zukunft: „Es wird noch lange dauern, bis wir wieder die 100 Prozent Umsatz erreichen.“ Um die Liquidität des Unternehmens zu sichern, hat sich Kraft Kredite bei der KfW-Bank beschafft. „Aber der lange Atem lohnt sich“, sagt der Yorma’s Vorstand überzeugt. „Denn wir unterstützen mit unserer Reisegastronomie die Kunden des öffentlichen Nahverkehrs, der für das Erreichen der Klimaschutzziele unverzichtbar ist.“

Magazin-Artikel veröffentlicht am 08.09.2020