Bewegende Kunst – Trend Tape Art.
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Kunst aus Klebeband? Die sogenannte Tape Art, für die man nichts weiter als Klebeband benötigt, ist nicht nur in der Trend-Metropole Berlin beliebt – sondern auch in Schwäbisch Gmünd. Dort hat eine Künstlerin den Bahnhof in ein Kunstwerk verwandelt.
Kunst aus Klebeband? Die sogenannte Tape Art, für die man nichts weiter als Klebeband benötigt, ist nicht nur in der Trend-Metropole Berlin beliebt – sondern auch in Schwäbisch Gmünd. Dort hat eine Künstlerin den Bahnhof in ein Kunstwerk verwandelt.

© Sebastian Berger
Gelbe Linien ziehen sich netzartig über den Boden, verzweigen sich, überbrücken Zwischenräume und kriechen hoch über Wände und Barrieren. Als sei sie Teil des Kunstwerks aus Linien und Strukturen kniet eine Frau in leuchtenden roten Haaren und knallgelbem Hosenanzug auf dem Boden des Vorplatzes und zieht mit ratschenden Geräuschen Klebeband über den Stein.
Immer wieder bleiben Reisende und Besucher des Bürgerfestes am Bahnhof in Schwäbisch Gmünd stehen, irritiert, interessiert und folgen mit den Blicken den Linien aus Gelb.

Jenny Winter-Stojanovic ist Kunst-Dozentin und Performance-Künstlerin und Tape Art ist für sie eine spannende Ausdrucksform. Seit 5:00 Uhr morgens arbeitet sie an ihrem Kunstwerk, ratscht Band für Band von der Rolle, den ganzen Tag über zieht sie Bahn um Bahn. „Ich möchte mit meiner Performance die Leute einladen, Teil des Entstehungs-Prozesses zu werden und diesen Moment mitzuerleben,“ sagt sie und schon wieder zückt sie das Klebeband. „Für mich ist es ein nahezu meditativer Zustand, denn ich tauche komplett ein und werde selbst Teil des Projekts.“
Tape Art kam in den 60er Jahren in den USA auf und entwickelte sich zur eigenen Urban Street-Kunstform. Eine Alternative zur Spraydose, nichts für die Ewigkeit, mühelos wieder zu entfernen. Von grafischen Mustern bis hin zu architektonischen Gebilden und 3D-Installationen – alles ist möglich.
Der Titel der Tape-Arbeit von Jenny Winter-Stojanovic ist „beWEGung“ – ein Verweis auf die neuen bwegt-Züge von Go-Ahead, die ab dem 9. Juni auf der Remsbahn-Strecke unterwegs sein werden. „An den Tapes schätze ich, dass ich damit klare Linien setzen kann, um Dinge quasi einzurahmen und Wege aufzuzeigen – das passt auch zu diesem Projekt am Bahnhof in Schwäbisch Gmünd sehr gut.“
Tape Art lernte Jenny Winter-Stojanovic vor einigen Jahren auf einem Festival mit Performance-Künstlern aus der ganzen Welt kennen. Sofort war sie von deren Energie in den Bann gezogen. Seit zwei Jahren ist sie nun selbst mit ihren Live-Performances unterwegs und greift dabei auf verschiedene Materialien zurück: „Ich liebe es mit Frischhaltefolie zu arbeiten, habe aber auch schon mit Satinbändern Kunstwerke gestaltet. Bei den Tapes gefällt mir besonders, dass es sie in so vielen bunten Farben gibt und sie damit meinen Installationen nochmal mehr Ausdruck verleihen,“ schwärmt die Künstlerin.




Mit den Tapes verdeutlicht sie den Bahnhof als einen Ort der Bewegung und Begegnung zwischen Menschen, deren Wege sich dort zufällig kreuzen und sich damit die Möglichkeit zum Austausch bietet. Und nicht zuletzt war das auch einer der grundlegenden Gedanken der Tape Art – eine Kunstform für alle außerhalb von Galerien und Museen, bei der der öffentliche Raum zur Leinwand wird und die Möglichkeit zum Diskurs entsteht.
Magazin-Artikel veröffentlicht am 28.05.2019