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Was tun, wenn der Ticketautomat streikt?

Schnell noch ein Ticket am Automaten ziehen und los geht’s mit der nächsten Bahn – ganz easy. Aber was, wenn die Technik versagt: Darf ich trotzdem einsteigen oder werde ich so zum Schwarzfahrer?

Frau steht vor Fahrscheinautomat und bedient diesen. Sie ist nur im Anschnitt über die Schulter zu sehen.

Die Zeiten, in denen man Bahntickets beim Kundenbetreuer im Zug lösen konnte, sind längst vorbei. Dafür stehen Fahrscheinautomaten an den Bahnstationen bereit. „Und die funktionieren in mehr als 95 Prozent der Fälle“, weiß Gottfried Schmitt, der bei der NVBW (Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg) zuständig ist für die Qualität des Schienenpersonennahverkehrs.

Frau steht mit Smartphone in der Hand vor einem Zug. Der Blick ist über die Schulter der Frau auf das Smartphone gerichtet.

Ticketautomat defekt – Mist! Zum Glück gibt es noch eine App.

In seinem Auftrag ist nämlich regelmäßig ein Team unterwegs, das die Funktionstüchtigkeit der Automaten checkt. Aber was tun, wenn ein Gerät doch mal defekt ist?

Schritt 1: Den kaputten Automaten fotografieren

 „Die meisten Fahrscheinautomaten sind mit einer Nummer gekennzeichnet, die man fotografieren oder notieren sollte. Dort ist auch eine Telefonnummer zu finden, über die man die Störung melden und dokumentieren lassen kann – am besten mit der genauen Uhrzeit“, erklärt Matthias Lieb, Vorsitzender des Fahrgastbeirats Baden-Württemberg. Dann die geplante Bahn erwischen.

Schritt 2: Den Zugbegleiter informieren

An den Türen der Züge befindet sich allerdings der Hinweis, dass man ein gültiges Ticket dabeihaben muss. Und nun?

Eisenbahnverkehrsunternehmen raten ihren Fahrgästen, umgehend einen Zugbegleiter aufzusuchen. Auf den Strecken der DB kann dieser die Automatenstörung in den meisten Fällen online nachverfolgen. „Auch bei der SBB GmbH sind die Kundenbetreuer und Kundenbetreuerinnen gut miteinander vernetzt“, sagt Björn Oeschger, Leiter Zugpersonal und Kundendienst. „Deshalb sind Automatenausfälle sehr schnell bei allen bekannt.“

Mitarbeiter des Museums mit Corona Schutzausrüstung.

Wenn mal ein Automat ausfällt, wissen Kundenbetreuer schnell Bescheid, so Björn Oeschger von der SBB GmbH.

Die Mitarbeitenden der SBB GmbH bitten die Kunden dann freundlich darum, den Fahrschein an der Endhaltestelle nachzulösen. Wenngleich Zugbegleiter einen solchen Kulanzspielraum haben, ist klar, dass sie einen Fahrgast ohne Ticket angetroffen haben und dieses Vorgehen nur ermöglichen können, wenn ein Defekt bekannt ist.

Schritt 3: Die Automatenstörung vom Kundenbetreuer bestätigen lassen

Was dann im Normalfall passiert, erklärt Gaby Schott, langjährige Kundenbetreuerin bei der SWEG:

„Der Fahrgast bekommt zunächst eine Fahrgeldnacherhebung ausgehändigt. Auf ihr ist vermerkt, dass eine angegebene Automatenstörung der Grund für den fehlenden Fahrschein war. Dann nehme ich die persönlichen Daten des Fahrgastes auf.“

Die Fahrgeldnacherhebung wird zunächst nicht fällig. „Dann überprüft unsere Zentrale, ob die vom Fahrgast angegebene Automatenstörung zutrifft. Wenn ja, muss der Fahrgast nur den Betrag nachzahlen, der dem Tarif für die beabsichtigte Strecke entspricht. Das gilt auch, wenn wir einen Defekt nicht nachweisen können, dieser aber plausibel erscheint“, berichtet Gaby Schott.

Wenn das Eisenbahnverkehrsunternehmen den Automatendefekt nicht nachvollziehen kann, wird jedoch die ursprüngliche Fahrgeldnacherhebung in Höhe von 60 Euro fällig.

Schritt 4: Ticket eigenverantwortlich nachlösen

Und wenn weit und breit kein Kundenbetreuer zu finden ist? „Dann ist es Ehrensache, beim Aus- und Umsteigen die komplette Strecke am nächsten Fahrscheinautomaten nachzulösen“, sagt Matthias Lieb. Denn Fahren ohne Ticket ist kein Kavaliersdelikt, sondern geht zu Lasten der Allgemeinheit.

Mann rennt abfahrenden Zug hinterher und winkt, weil er diesen wohl knapp verpasst hat.

Better safe than sorry: Wer sein Ticket online kauft, dem macht kein Automat einen Strich durch die Rechnung.

Noch mehr Tipps: So klappt’s mit dem Ticketkauf

1. Kleingeld und Zeitpuffer einplanen

Gut zu wissen: Wenn ein Automat nur Münzen annimmt und keine Geldscheine, EC- oder Kreditkarten, gilt er laut der Schlichtungsstelle Nahverkehr als nicht defekt. Deshalb der Rat von Gottfried Schmitt: „Es ist sinnvoll, immer ein paar Münzen dabei zu haben. Und genügend Reserveminuten, um das Ticket im Zweifel am nächstgelegenen Fahrscheinautomaten oder im Kundenzentrum zu lösen.“

2. Ticket online kaufen

Wer das Ticket digital bei sich trägt, muss sich um den Fahrscheinautomaten nicht sorgen. Über Apps oder am PC lassen sich Tickets für Bus oder Bahn ganz bequem und ohne Stress kaufen – sowohl für Fahrten innerhalb eines baden-württembergischen Verkehrsverbundes als auch verbundübergreifend mit dem bwtarif.

Und um die Nachrüstung der wenigen Automaten im Land, die noch nummernlos sind, wird sich Qualitätsmanager Schmitt zeitnah kümmern. Im Interesse der bwegt-Fahrgäste.

Magazin-Artikel veröffentlicht am 26.03.2021

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