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Starke Verbindungen bleiben – auch in Zukunft.

Den Zug am Morgen nutzen die meisten von uns gerade nicht. Das Eiscafé im Frühling: Geschlossen wegen Corona. Auch die Spiele der 2. Handball-Bundesliga sind ausgesetzt. Doch trotz des Shut-Downs lassen sich die Menschen im Land nicht unterkriegen.

Mann mit Kopfhörern im Ohr, der in eine Kamera spricht.

© Eric Gauthier

Noch ist Durchhalten angesagt. Besonders für diejenigen, die seit Corona an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Aber auch für alle, die seit Wochen zu Hause sind. Ohne Kita und Büro, ohne die Freizeit mit Familie und Freunden. Da werden schon mal die Brettspiele aus dem Keller geholt, der eigene Herd neu entdeckt oder das Wohnzimmer zum Fitness-Studio umgebaut. Es ist erstaunlich, wie sich die meisten von uns auf die Schnelle in einem ganz neuen, unbekannten Alltag zurechtgefunden haben. Mehr noch: Ganz viele haben die plötzlich frei gewordene Energie genutzt. Und in eine unheimliche Kreativität umgewandelt. Zettel hängen jetzt in Hausfluren, auf denen Einkaufshilfen für die älteren Mitbewohner angeboten wird. Inhaber geschlossener Geschäfte versorgen ihre Kunden per Lieferservice. Und Privatpersonen nähen Mundschutzmasken zum Selbstkostenpreis.

Selbst auf das vertraute Kulturprogramm muss in Zeiten von Social Distancing und Ausgangsbeschränkungen nicht verzichtet werden. Denn viele Künstler lassen ihre Fans auch jetzt nicht im Stich. Obwohl sie gerade keine neuen Einnahmen erwirtschaften können, begleiten sie sie mit pfiffigen Ideen durch die Krise.

Youtube statt Theaterabend

Die Tänzerinnen und Tänzer der Eric Gauthier Dance Company begleiten bwegt seit zwei Jahren. Auch jetzt sind sie wieder auf vielen bwegt-Plakaten mit ihren perfekten Sprüngen zu sehen.

Obwohl das Theaterhaus Stuttgart vorerst geschlossen bleibt, bringt Eric Gauthier, Choreograph am Theaterhaus Stuttgart, Unterhaltung und Tanzunterricht zu seinen Fans nach Hause. Auf seinem Youtube-Kanal präsentiert er das „Wohnzimmerballett“. Ein überzeugender Ausgleich für die Besucher des Theaterhauses in Zeiten von Corona. Verbunden mit der Hoffnung, dass sie ihre Karten nicht stornieren. Und auch in schwierigen Zeiten die Künstler unterstützen. Damit die auch nach der Krise noch da sind, um ihnen Freude und Unterhaltung zu bereiten.

Gewohnt gekonnt improvisiert auch LOKSTOFF!, das Theater im öffentlichen Raum, kostenlose Livestreams auf Youtube als Ersatz für entgangene Theaterabende. Wem das kostenlose Angebot gefällt, kann als Dankeschön eine Spende hinterlassen. So hofft das Kollektiv jetzt, sich finanziell über Wasser zu halten. Denn ausgefallene Vorstellungen bedeuten für das gesamte Team von LOKSTOFF! den direkten Verlust des Einkommens. Verdient wird nur, wenn auch gespielt werden kann.

Tanzende Frau im Bahnhof. Die Frau trägt einen hellblauen Rock und ein weißes T-Shirt. Im Hintergrund steht ein Bwegt-Zug.

Ein Motiv mit Gauthier-Company-Tänzerin aus der bwegt-Kampagne

Und nach der Krise?

Jeder hofft, dass wir so schnell wie möglich wieder zu einem normalen Alltag zurückkehren können. Die Verantwortlichen in Politik und Wissenschaft diskutieren intensiv darüber. Doch wie und vor allem wann das geschehen kann, ist noch unklar. Das verlangt für manchen einen langen Atem. Klar ist hingegen, dass die Unternehmen Hilfe in Milliardenhöhe brauchen. Damit die, die uns das Leben immer so angenehm gemacht haben, auch nach Corona noch da sind. Wenn wir uns darauf freuen können, irgendwann wieder ganz normal raus zu gehen – ins Schwimmbad, auf die Fan-Tribüne, zum Lieblingsitaliener nach dem Einkaufsbummel...

Endlich: Wieder ein Live-Spiel!

Vereine wie der Handball-Zweitligist HSG Konstanz stehen vor einer ungewissen Zukunft. Denn der Spielbetrieb der 2. Bundesliga wurde vorerst bis Ende April ausgesetzt. Auch wirtschaftlich sieht es für den Verein nicht rosig aus: „Wir stehen vor einer großen Herausforderung und sind auf die Hilfe und Unterstützung des gesamten Umfelds angewiesen“, beschreibt HSG-Präsident Otto Eblen die Situation. Im Klartext: Es geht um den Erhalt des HSG Konstanz „Jeder möchte doch, dass der Partner auch in  Zukunft noch für einen da.“ Um das gemeinsame Ziel von Fans, Sponsoren und Verein – den sportlichen und wirtschaftlichen Erhalt des Vereins – zu erreichen, ist ein Zusammenhalten jetzt wichtig. „Wenn die Zuschauer an die Spiele der vergangenen Saison zurückdenken und sagen: ‚Die Dauerkarte hat sich gelohnt‘, dann bin ich mir sicher, dass unsere Sponsoren und Fans uns auch in Zukunft unterstützen werden. So entsteht eine gemeinsame Perspektive für uns alle.“

Person zieht Karte mit der Aufschrift

Nach wie vor: Schnell von A nach B

Wenn Eltern morgens endlich wieder in die Firma gehen können und ihre Kinder in die Schule, vertrauen sie auf einen funktionierenden Busverkehr. Vor allem kleine und mittelständische Busunternehmen in Baden-Württemberg sind aber aktuell wegen der Pandemie in ihrer Existenz bedroht. Denn durch den Schulausfall spielen viele Eltern mit dem Gedanken, die Schüler-Abos zu kündigen. „Wenn wir nicht umsichtig und vorsorgend handeln, haben wir nach der Corona-Krise eine Krise beim Schülertransport“, mahnt Verkehrsminister Winfried Hermann. Ein Wegbrechen dieser Einnahmen würde viele Betriebe in große Schwierigkeiten bis hin zur Insolvenz bringen. „Alle sollten jetzt verantwortungsbewusst ihren Beitrag leisten“, so der Aufruf des Ministers zur Solidarität. Heißt: Abos nicht sofort kündigen, die Verkehrsverbünde werden Regelungen anbieten. Das Verkehrsministerium hat angekündigt, die Kommunen  mit einer Ausgleichsregelung zu unterstützen.

Chillen: Abenteuerrutsche, Sportbad und Sandstrand

Auch Erlebnisbäder wie das Bad Blau im Alb-Donau-Kreis sind aktuell geschlossen. Was passiert mit den Dauerkarten, die jetzt keiner nutzen kann? „Wir sind momentan auf die Unterstützung der treuen Kunden angewiesen“, erklärt ein Sprecher der Freizeiteinrichtung. Das Verlängern der Karten um die Zeit der entgangenen Nutzung ist grundsätzlich möglich. Wer aber darauf verzichtet, leistet in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung des Betriebs.

Ganz einfach: Für eine gemeinsame Zeit nach Corona

Dauerkarten und Abos behalten. Verträge jetzt nicht kündigen. Auch wenn die Angebote gerade nicht oder nicht in vollem Umfang genutzt werden können. So ist es auch bei den Schülertickets. Die Schule fällt aus und alle bleiben zu Hause – deswegen benötigt man sie eigentlich im Moment nicht. Aber: Es wird eine Zeit nach Corona geben, der Unterricht wird wieder normal stattfinden und die Schulbusse wieder wie gewohnt fahren. Aber nur, wenn die Unternehmen die Corona-Krise überstanden haben. Gerade deswegen sollten wir jetzt füreinander da sein, Kulanz zeigen, wo das möglich ist  und uns auf die  Zeit freuen, wenn alles wieder seinen gewohnten Gang geht.

Magazin-Artikel veröffentlicht am 31.03.2020