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Neubaustrecke am Start: In Rekordzeit über die Schwäbische Alb!

Von Merklingen nach Ulm in nur zwölf Minuten – das geht nicht mit dem Auto, ist aber mit dem schnellsten Regionalzug Deutschlands möglich. Was man über die Neubaustrecke, den neuen Bahnhof und das Projekt wissen sollte, gibt’s hier im Überblick.

Ein aus dem Tal aufgenommenes Foto zeigt die Filstalbrücke mit Sternenhimmel im Hintergrund.

© DB / Jannik Walter

Die neue Schnellfahrstrecke zwischen Wendlingen und Ulm ist ein großer Schritt in Richtung Bahnverkehr der Zukunft. Mehr Schienen und neueste Technik bedeuten ein besseres Fahrplanangebot – sprich mehr Züge, eine engere Taktung, kürzere Fahrzeiten und mehr Zuverlässigkeit. Doch hinter der neuen Trasse steckt noch viel, viel mehr. 

Fahrgäste schneller unterwegs.

Zwölf Tunnel, 20 Brücken und 17 Eisenbahnüberführungen: Die rund 60 Kilometer lange Neubaustrecke verläuft parallel zur Autobahn A8 und ermöglicht es, die Schwäbische Alb mit dem schnellsten Regionalzug Deutschlands in Rekordzeit zu überqueren. Allein von Ulm über Wendlingen nach Tübingen verkürzt sich die Fahrzeit um rund 30 Minuten

Die Luftaufnahme zeigt eine zweigleisige Bahnstrecke, die neben einer Autobahn zwischen landwirtschaftlichen Feldern verläuft. Daneben ist ein Solarpark und am Horizont sind Windenergieräder zu sehen.

Die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm verläuft weitgehend parallel zur Autobahn A8 und bietet Pendlerinnen und Pendlern eine attraktive, klimafreundliche Alternative zum Auto. © DB/Arnim Kilgus

„Es profitieren nicht nur, aber vor allem die Menschen, die zwischen Stuttgart und Ulm entlang der Neubaustrecke leben“, betont der baden-württembergische Minister für Verkehr, Winfried Hermann. „Aber auch die verspätungsgeplagten Fahrgäste im Filstal haben deutliche Vorteile.“ Der überwiegende Teil des Fernverkehrs rollt künftig über die Neubaustrecke und entlastet so die Filstalbahn. „Unsere Fahrgäste im Regionalverkehr gewinnen also gleich doppelt!“, so der Minister. 

Die Verbesserungen beim Angebot auf einen Blick: 

  • Ein neuer stündlich verkehrender Regionalzug (IRE200 Ulm–Merklingen–Wendlingen) – mit bis zu 200 Kilometer pro Stunden der schnellste seiner Art in Deutschland. 

  • Rund 30 Minuten kürzere Reisezeit von Ulm über Wendlingen nach Reutlingen und Tübingen. 

  • Nur 12 Minuten Reisezeit vom neuen Bahnhof Merklingen nach Ulm. 

  • Nur 49 Minuten Reisezeit von Merklingen nach Stuttgart (mit Umstieg in Wendlingen). 

  • Zudem wird die Filstalbahn entlastet, was dazu führt, dass … 

  • … für die Regionalexpresszüge (RE 5 Stuttgart–Friedrichshafen) in Ulm 10 Minuten Standzeit entfallen. Die Folge: kürzere Reisezeiten. 

  • … alle MEX16 der Linie (Ulm–)Geislingen–Stuttgart nach Stuttgart durchfahren können und ein angenäherter 30-Minuten-Takt eingeführt wird. 

Merklingen: Ein neuer Bahnhof.

„So rücken einige Städte in Baden-Württemberg näher zusammen“, freut sich Minister Hermann. Und nicht nur das: Die Menschen auf der Schwäbischen Alb bekommen einen komplett neuen Bahnhof in Merklingen. „Es kommt heutzutage sehr selten vor, dass Bahnhöfe entstehen. Als Land haben wir hier zusammen mit den Kommunen die Chance genutzt, eine Region neu für den Regionalverkehr zu erschließen“, sagt Hermann und ergänzt: „Damit setzen wir wichtige Impulse für die Anbindung und die Mobilitätswende im ländlichen Raum.“ 

Ein Bahnhof mit zwei Bahnsteigen und einer Personenüberführung, daneben eine Autobahn.

Eine ganze Region wird neu an das Schienennetz angeschlossen: Im Zuge des Baus der Schnellfahrstrecke Wendlingen–Ulm wurde in Merklingen ein komplett neuer Bahnhof errichtet. © DB/Arnim Kilgus

„Unser Traum wird wahr!“, freut sich Klaus Kaufmann, Bürgermeister der Stadt Laichingen und Vorsitzender des Verbands Region Schwäbische Alb. „Besonders die rund 45.000 Bürgerinnen und Bürger der Laichinger Alb und des Oberen Filstals profitieren von der neuen Schienenanbindung.“ Auch das Klima sieht er als klaren Sieger: „Kurze und bequeme Fahrzeiten anstelle von dichtem Verkehr und Staus auf der Autobahn – da werden viele Pendlerinnen und Pendler auf den klimafreundlicheren Schienenverkehr umsteigen.“ 

Für den Bürgermeister und Verbandsvorsitzenden ist der Bau des Bahnhofs eine „wunderbare Erfolgsgeschichte“ der zwölf Verbandsgemeinden. „Es zeigt, dass mit viel Überzeugung, Einsatz, Beharrlichkeit und Zusammenhalt selbst das nahezu Unmögliche möglich wird.“ Alle Anstrengungen haben sich gelohnt, sagt Kaufmann, der eine Vielzahl von positiven Impulsen für die demografische und wirtschaftliche Entwicklung sieht: „Indem der ÖPNV in unserer gesamten Region gestärkt wird, verbessert sich die Erreichbarkeit enorm, zum Beispiel für den Tourismus.“ 

Porträt-Foto von Klaus Kaufmann.

Klaus Kaufmann, Bürgermeister der Stadt Laichingen und Vorsitzender des Verbands Region Schwäbische Alb, freut sich besonders über den neuen Bahnhof Merklingen. © privat

Weichen der Zukunft sind gestellt.

Doch nicht nur für Region und Land ist die neue Trasse von großer Bedeutung. Besonders in den Zukunftsplänen des Fernverkehrs spielt sie eine wichtige Rolle: „Die Neubaustrecke bildet zusammen mit Stuttgart 21 das Bahnprojekt Stuttgart–Ulm – das größte Ausbaukonzept für den Schienenverkehr in Baden‐Württemberg seit über 100 Jahren und eines der umfassendsten Bahnprojekte Europas“, erklärt Olaf Drescher, Vorsitzender der Geschäftsführung der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH. „Das Projekt ist eine wesentliche Voraussetzung für den geplanten Deutschlandtakt und ermöglicht die Verdoppelung der Fahrgastzahlen im Fern- und Nahverkehr bis 2030.“ 

Öfter, schneller, überall – der Deutschlandtakt sieht einen integralen Taktfahrplan im bundesweiten Personenverkehr vor. Große deutsche Städte sollen im Halbstundentakt mit Fernzügen verbunden werden, abgestimmt mit dem Regionalverkehr. Das Ergebnis: mehr Züge, bessere Anschlüsse und kürzere Reisezeiten. Ein Zielfahrplan, der zudem die Vorgehensweise beim Ausbau der Infrastruktur ändert, denn er dient künftig als Grundlage für die Planung neuer Gleise, Strecken und Bahnhöfe. Dabei wird auch die Digitalisierung der Schiene mitgedacht. Die gesamte Region Stuttgart wird mit neuester Leit- und Sicherungstechnik sowie neuen Stellwerken ausgestattet – es entsteht der erste Digitale Bahnknoten Deutschlands

Zwischen zwei waldbedeckten Bergen verläuft eine Eisenbahnbrücke über ein Tal und verbindet zwei Tunnel.

Ein absolutes Highlight auf der Neubaustrecke Wendlingen–Ulm: die 85 Meter hohe Filstalbrücke, die den Boßler- und den Steinbühltunnel miteinander verbindet. © DB/Thomas Niedermüller

Der Bahnverkehr von morgen.

Und wie geht es weiter? Im Dezember 2025 folgt die Inbetriebnahme von Stuttgart 21: Der Durchgangsbahnhof und die Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart ermöglichen nochmal deutliche Verbesserungen im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr. Züge können dann auf der neuen Strecke stündlich von Stuttgart bis an den Bodensee durchfahren. 

Außerdem kommen neue Doppelstockzüge vom Typ Coradia Stream High Capacity zum Einsatz – bis zu 200 Stundenkilometer schnell und mit 380 Sitzplätze pro Fahrzeug. Insgesamt 130 dieser Züge hat das Land beim Hersteller Alstom bestellt. „Diese Fahrzeuge werden für den Regionalverkehr einen neuen Standard setzen, mit viel Komfort für alle Reiseanlässe“, so Verkehrsminister Hermann. Und 2027 ergeben sich mit dem neuen Bahnhof am Stuttgarter Flughafen nochmal weitere attraktive Verbindungen für die gesamte Region. Übrigens: Hier gibt's weitere Informationen zu den Strecken.

Magazin-Artikel veröffentlicht am 21.11.2022

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