Zum Inhalt springen

Mit der Gäubahn ins Gäu: Von Horb nach Rexingen.

Horb, das zwar im Gäu gelegene, aber auch „Tor zum Schwarzwald“ genannte Fachwerkparadies, ist Ausgangspunkt dieser Wanderung. An- und Abfahrt erfolgen gemütlich, stressfrei und erholsam mit der Gäubahn, und da der Bahnhof in der Nähe der Altstadt liegt, ist auch gleich zu Beginn eine interessante Strecke durch das alte Städtchen garantiert.

Man steigt – gefühlt senkrecht – entlang der alten Mauern an, die einen Eindruck wie Weinbergmauern erwecken, vom Neckar hinauf zum höchsten Punkt der Stadt. Es wachsen hier aber keine Weinreben, sondern ganz idyllisch Bohnen, Tomaten und andere Leckereien in winzig kleinen Gärtchen. Danach wandert man durch einen teilweise fast urwaldartig wuchernden Wald, kommt an einem der größten jüdischen Friedhöfe des Landes vorbei und durchquert das historisch interessante Rexingen. Über den aussichtsreichen Stallberg und den mit ebenso viel Aussicht gesegneten Schütteturm hoch über Horb geht es dann zurück ins Städtchen, wo man den Ausflug ausklingen lassen kann.

Ausgangspunkt:

Horb, Bahnhof.

Wegverlauf:

Wir gehen vom Bahnhofsgebäude in der Lindenstraße auf die Stadt zu und überqueren die Dammstraße. Bereits jetzt hat man einen prächtigen Blick auf die Stadt, die sich den Hügel hinaufzieht. Danach bringt uns der Flößersteg über den Neckar, anschließend überqueren wir noch einen Kanal. Schaut man hier nach rechts und links entlang der Häuser, kommt einem die Bezeichnung „Klein-Venedig“ unwillkürlich in den Sinn.

Durch einen Hausdurchlass kommen wir zur Neckarstraße. Hier halten wir uns links. Bald nehmen wir die rechts in Richtung „Marktplatz“ hinauf gehende Treppe. Es gibt von unten verschiedene Wege hinauf zum Marktplatz, im Prinzip ist es egal, welchen man nimmt; man hält sich an der zentralen Straße Marktplatz einfach links.

Empfohlen sei aber folgende Variante: Am nächsten Querweg halten wir uns links, dann geht es auf dem weiter hinauf ziehenden Weg in Richtung „Burggarten Weisser Garten“. Bald kann man nach links einen kurzen Abstecher zum „Kakteengarten“ machen. Ansonsten steigen wir vor der Mauer wieder auf einer Treppe („Burggarten“) hoch. Links liegt das ehemalige Dominikanerinnenkloster (Obere Sammlung) – heute Sitz des Finanzamts, in dem sich auch der Weiße Garten befindet. Er ist zu bestimmten Zeiten geöffnet. Rechts sehen wir die Stiftskirche Heilig Kreuz.

Nach dem ehemaligen Kloster halten wir uns links zum Schurkenturm. Er wurde in nachstaufischer Zeit erbaut und schützte die gefährdete Westseite der Stadt gegen die vom steil ansteigenden Schütteberg herabkommenden Feinde. Im 18. und 19. Jahrhundert diente er als Gefängnis. Ende des 14. Jahrhunderts war ihm die Obere Feste vorgelagert, in der die österreichischen Obervögte residierten. Sie wurde 1396/97 als Burghaus mit Schildmauer erbaut und 1758 auf Abbruch verkauft. An die Anlage erinnern nur noch wenige Mauerreste und der kleine Burggarten westlich der Oberen Sammlung.

Abendsonne scheint hinter Kirchturm hervor. Auf dem Kirchturm steht ein Kreuz, rechts und links zwei Bäume.

Vorbei an einem Spielplatz erreichen wir bald eine kleine, verschlossene Kapelle, danach quert die Panoramastraße. Etwas nach links versetzt nehmen wir den auf der anderen Straßenseite abgehenden Kropfbrunnenweg; als Wanderwegmarkierung können wir uns am Zeichen des Jakobswegs, in diesem Fall dem Kinzigtäler Jakobsweg, orientieren.

Nun wandern wir immer auf diesem Weg, der uns zwischen Häusern und Kleingärten durch eine üppige Natur führt. Nach einer u-förmigen Kurve biegen wir vor Haus Nr. 1 rechts ab. Nun steigt es wieder etwas an. Dass wir durch ein Naturschutzgebiet wandern, erkennen wir an der wuchernden Flora um uns herum, teilweise hängen die Äste und Waldreben, ja sogar urwaldgleich Lianen über den Weg.

Gleich nach einem rechts abgehenden Weg nehmen wir an der Verzweigung mit den Zeichen blaue Raute und Jakobsweg den linken Weg. Wir kommen an zwei Lichtungen vorbei, in denen wir markante Kiefern sehen. Bald verlassen wir den Wald und gehen rechts neben der Straße weiter.

Kurz darauf orientieren wir uns rechts in Richtung „Ihlingen“. Nach der Bushaltestelle „Ihlingen Ort“ zieht die Straße nach rechts, wir zweigen aber links ab und gehen hinein nach Ihlingen. Gleich darauf biegen wir vor dem Fahrverbotsschild rechts ab in die Rexinger Straße. Etwas später halten wir uns links in die Toggenburger Straße.

Nun sehen wir links der Straße die interessante Jakobuskirche mit ihrem wehrhaft und romanisch wirkenden wuchtigen Turm. An der Verzweigung nach Haus Nr. 20 gehen wir geradeaus in der Toggenburger Straße weiter, nun wieder bergauf. Nach einer Linkskurve halten wir uns rechts in die Vogelsangstraße. Nach Haus Nr. 7 sehen wir das Wanderschild „Ihlingen Vogelsangstraße (492 m)“. Hier nehmen wir den links in den Wald hinein führenden Pfad.

Jetzt steigen wir im Wald an bis zum Wasserbehälter und dem Wanderschild „Ihlinger Berg (561 m)“. Davor noch sollten wir uns umdrehen, denn wir haben einen reizvollen Rückblick über die Wiesen und Wälder.

Wiese im Abendlicht

Der jüdische Friedhof - einer der größten im Land

Am Wasserbehälter biegen wir rechts ab in Richtung „Jüdischer Friedhof Rexingen“. In wenigen Minuten haben wir den 1760 angelegten Jüdischen Friedhof, einen der größten in Württemberg, erreicht. Er ist zwar verschlossen, aber auch durch den Zaun kann man die interessanten Grabsteine betrachten.

Danach folgen wir dem abwärts führenden Sträßchen. Vor einer Linkskurve sehen wir links ehemalige Bierkeller, in denen sich heute aber Fledermäuse wohl fühlen. Ab jetzt kommen wir immer wieder an interessanten Schildern der „Rexinger Themenwege“ vorbei. Sie erklären die historischen Gebäude in Rexingen sowie die Besonderheiten der Natur. Wer mehr wissen möchte als auf den Tafeln steht, kann sich über einen QR-Code weitere Informationen auf sein Handy laden.

Rexingen: Johanniter und Juden prägten einst den Ort

Bald erreichen wir die ersten Häuser von Rexingen. Über fünf Jahrhunderte prägte der in Rexingen sitzende Johanniter-Orden die Geschicke des ab dem 12. Jahrhunderts genannten Ortes Rexingen. Sehenswert sind auch die Reste der einst blühenden jüdischen Gemeinde in Form von Gebäuden. Alle sind durch Tafeln sowie einen QR-Code erklärt.

Wir gehen immer abwärts, bald in der Kirchstraße an der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Baptist vorbei. Sie ist innen mit Wandmalereien geschmückt. Danach erreichen wir die querende Freudenstädter Straße. Wer will geht kurz nach links zur evangelischen Kirche; das Gebäude war früher die jüdische Synagoge.

Ansonsten halten wir uns rechts zum Schandturm, hinter dem wir einen lustig plätschernden Brunnen entdecken. Hier biegen wir am Wanderzeichen „Schandturm (468 m)“ links ab in Richtung „Stallberg“. Gleich danach orientieren wir uns links in die Bergstraße.

Sie steigt steil an und bringt uns zur Freudenstädter Straße, wobei wir unterwegs nicht nur an einem alten gusseisernen Brunnen, sondern auch an einigen Tafeln mit Erklärungen zur ehemaligen jüdischen Bevölkerung vorbeikommen. Oben an der Freudenstädter Straße biegen wir am Wanderschild „Rexingen Mitteldorf (490 m)“ rechts ab, dann halten wir uns bei Haus Nr. 5 in die übernächste Straße (Unterer Augstbaum) links. Vor der Doppelgarage gehen wir links hinauf bis zur querenden K 4779.

Dort gehen wir mit viel Aussicht über die weite Felderlandschaft, ja sogar bis zur Schwäbischen Alb, geradeaus weiter und erreichen bald den „Stallberg (585 m)“; hier halten wir uns rechts in Richtung „Schütteturm“. Nach einem Wäldchen geht bei einem rechts stehenden Flurkreuz ein Weg ab, wir wandern aber noch kurz geradeaus weiter bis zu einem querenden Sträßchen. Hier orientieren wir uns links.

Wo die Straße links in Richtung „Schütte Camping“ abknickt gehen wir auf dem Feldweg geradeaus weiter bis vor den Campingplatz. Ist kein Betrieb können wir das rechts liegende Bogenschießgelände durchqueren; wird geschossen sollten wir den Campingplatz links umgehen. Dazu folgen wir der Straße nach links, dann halten wir uns zweimal rechts, danach am querenden Weg vor dem Wald links. Hier treffen beide Wege wieder zusammen.                                                   

Wir folgen dem Sträßchen weiter, wieder durch den Wald. Kurz nachdem ein Schild nach rechts nach „Horb“ verwiesen hat, nehmen wir den mit der blauen Raute rechts abzweigenden Pfad. Er bringt uns zum Schild „Schütteturm Ottilienkapelle (515 m)“, dem aus einem Wachturm hervorgegangenen Schütteturm und der kleinen Kapelle von etwa 1430; sie wird bei Augenleiden aufgesucht. Von hier aus haben wir einen schönen Blick hinab auf Horb.                    

Rechts der Kapelle geht der markierte Wanderweg ab. Er führt uns entlang der Kreuzwegstationen steil hinab, bis wir wieder die Panoramastraße erreicht haben. Nun können wir rechts oder links des Spielplatzes hinab zum Marktplatz gehen.

Wir haben jetzt verschiedene Möglichkeiten. Wer will hält sich am oberen Ende des Marktplatzes rechts und geht auf bekanntem Weg zurück zum Bahnhof. Man kann aber auch durch den von schönen Gebäuden umstandenen Marktplatz weitergehen.

Horb – sehenswerte Häuser und Brunnen

Eines der schönsten Gebäude ist das links stehende, herrschaftliche Geßlersche Amtshaus; in ihm sitzt unter anderem das Bürgerbüro. Es ist mit einem prächtigen Barockportal und dem von Kaiser Karl VI. verliehenen Adelswappen des Obervogts Johann Joseph Geßler von Braunegg verziert. Der Obervogt hat sich um den Wiederaufbau der Stadt verdient gemacht, wollte sich für sein 1745 gekauftes Haus aber die Aussicht ins Neckartal freihalten und ließ auf der Südseite des Marktplatzes eine Häuserlücke unbebaut.

Auch der vierröhrige Renaissance-Marktbrunnen aus der Renaissance ist bemerkenswert; wir sehen ihn links vor dem Geßlerschen Amtshaus. Er wurde bereits 1372 erwähnt und ist mit einem Löwen verziert, der ein vergoldetes Schwert und ein von einem hohenbergischen und österreichischen Wappen verziertes Schild trägt.

Auch das mit Malereien verzierte Rathaus ist sehenswert. Etwas später beginnt die Straße Burgstall. Hier können wir nach links in Richtung „Liebfrauenkirche“ etwas hinab gehen. Unten sehen wir den schönen Platzbrunnen. Er wurde 1579 nach einer verheerenden Überschwemmungskatastrophe im Renaissancestil neu errichtet und ist mit einem lebensgroßen Ritterstandbild von Erzherzog Ferdinand II. von Österreich-Tirol geschmückt. Der heutige Brunnen ist jedoch eine Kopie von 1960.

Dann gehen wir wieder hinauf und überqueren die Straßen Marktplatz (rechts) und Burgstall (links). Danach führen uns Treppen wieder hinab bis zur Neckarstraße. Etwas weiter rechts befindet sich der Hausdurchlass, den wir noch von Anfang her kennen. Über den Kanal und den Neckar spazieren wir zurück zum Bahnhof. Hier können wir wieder bequem mit der Bahn zurück fahren.

Info

           


Länge

             


Etwa 12 km

 

Zeit:

 

Etwa 4 Stunden

 

Höhenunterschied:

 

Etwa 410 m

 

Empfohlene Karten:

 

Wanderkarte Oberes Nagoldtal (LGL).

 

Sonstiges:

 

Wir wandern auf festen Wegen, kurze Stücke auf Pfaden. 

 

Einkehren:

 

Horb, Rexingen.

 

Öffentliche Verkehrsmittel:

 

Gäubahn

Dieter Buck

Einen Artikel über die Erlebnisse von Dieter Buck auf dieser Wanderung finden Sie auf seiner Homepage, eine Fotodokumentation hier.

Magazin-Artikel veröffentlicht am 25.09.2018

Link wurde in die Zwischenablage kopiert