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Deutschlands wilden Süden entdecken.

Baden-Württemberg ist überraschend wild: Dunkle Wälder, rauschende Schluchten und verwunschene Auenlandschaften zeigen die Natur von ihrer ursprünglichen Seite. Wer sich dort auf eine Entdeckungstour begibt, findet nicht nur grüne Oasen und unberührte Naturlandschaften. Viele neue Angebote machen Natur und „Wildnis“ auf authentische Weise erlebbar. Am besten macht man sich mit den Zügen des Regional- und Nahverkehrs auf den Weg, um Baden-Württembergs wilde Seiten zu entdecken.

Moorlandschaft

© TMBW / Denger

Bannwälder & Co.

Zwischen Odenwald, Schwäbischer Alb und Südschwarzwald sind rund 14.000 Quadratkilometer von Wald bedeckt. Mit einem Anteil von 38 Prozent an der Landesfläche gehört Baden-Württemberg damit zu den waldreichsten Regionen in Deutschland. Und auch sonst geht es in Deutschlands Süden reichlich wild zu. Besonders ursprünglich sind die Natur- und Kulturlandschaften in den insgesamt sieben Naturparks und zwei Biosphärengebieten. Und natürlich im Nationalpark Schwarzwald: Zwischen Baden-Baden und Freudenstadt darf sich die Natur inzwischen weitgehend ohne das Eingreifen des Menschen entwickeln. In Teilen des Nationalparks – etwa im Bannwald Wilder See – wird bereits seit über 100 Jahren keine Forstwirtschaft mehr betrieben. Was passiert, wenn ein Wald ganz sich selbst überlassen ist, darüber können sich Interessierte ab Ende 2020 im neuen Besucherzentrum des Nationalparks informieren. Vom Foyer des Holzbaus am Hang führt dann ein spektakulärer Skywalk über die Kronen der tiefer stehenden Bäume. Von hier aus kann man der Wildnis im Schwarzwald aufs Dach schauen.

Aussichtsturm inmitten eines Waldes.

© TMBW / Mende

Mann und Frau stehen neben Baum und schauen sich die Rinde an.

© TMBW / Lengler

Über allen Wipfeln

Denn manchmal lohnt es sich, ein wenig über den Dingen zu stehen. Vor allem, wenn man das Wunder der Natur in seiner ganzen Größe erfassen möchte. In Baden-Württemberg sind zuletzt mehrere neue Orte entstanden, wo sich über den Wipfeln Natur und Wildnis von oben bestaunen lassen. Vom Aussichtsturm bis zur Hängebrücke, vom Baumwipfelpfad bis zum Naturkino haben Architekten und Gestalter neue Wege gefunden, um Naturerlebnisse eindrucksvoll in Szene zu setzen. Hoch hinaus geht es zum Beispiel in Bad Wildbad: Auf Augenhöhe mit dem Bergmischwald schlängelt sich dort der 1.250 Meter lange Baumwipfelpfad durch die unberührte Natur. Der Holzsteg führt zu einem 40 Meter hohen Aussichtsturm, der sich spiralförmig in den Himmel schraubt. Oben angekommen, reicht der Blick bei guter Sicht bis zu den Vogesen. Wer davon nicht genug bekommen kann, findet gleich nebenan die 2018 eröffnete Hängebrücke „Wildline“. Sie verbindet den Baumwipfelpfad mit dem Sommerberg und begeistert mit ihrer filigranen Konstruktion. Nur zwei Stahlseile halten die Fußgängerbrücke in der Luft hoch über den Baumwipfeln. Kein Wunder, dass es beim Überqueren schon mal schaukelt und wackelt. Adrenalinkicks sind dann garantiert.

Mikroabenteuer in freier Natur

Für spontane Abenteuer in der Natur muss man also nicht weit reisen. Manchmal warten die spannendsten Erlebnisse direkt vor der Haustür. Alles, was man für ein Mikroabenteuer in Baden-Württemberg braucht, sind ein bisschen Mut und Lust auf Ungewohntes. Unvergessliche Erinnerungen sind dann garantiert und lassen den Alltag in den Hintergrund rücken. Das gilt etwa für die Survivalcamps, bei denen das Überleben in der wilden Natur geprobt wird. Oder für die neuen Trekking-Camps, in denen man ganz legal und mitten im Wald sein Zelt aufschlagen darf. Doch auch unter der Erde warten spannende Erlebnisse. Zum Beispiel beim Höhlen-Canyoning in der Falkensteiner Höhle, Deutschlands einziger wasserführender Höhle, in der Touren möglich sind. Ausgerüstet mit Neoprenanzug und Helm samt Stirnlampe kann das Abenteuer beginnen. 

Mann baut im Dunkeln ein Zelt auf. Hinter ihm stehen Bäume und das Zelt leuchtet von innen.

© TMBW / Denger

Auf Safari in der Heimat

Weniger Adrenalin, aber nicht weniger Abenteuer verspricht die Suche nach wilden Tieren in freier Wildbahn. So mancher Tierfreund reist dafür bis an den Amazonas oder nach Afrika. Doch auch in heimischen Wiesen und Wäldern kann man sich auf die Lauer legen und Ausschau nach seltenen Arten halten. Wasser- und Zugvögel beobachten, mit Schafen über die Schwäbische Alb wandern oder einen Jäger auf der Pirsch begleiten – Gelegenheiten zur Begegnung mit wilden Tieren gibt es in Baden-Württemberg viele. Besonders das Trendhobby Birdwatching findet aktuell immer mehr Anhänger. Ideale Bedingungen finden Hobbyornithologen zum Beispiel am Federsee in Oberschwaben. Für manche der hier lebenden Arten reisen Vogelliebhaber aus ganz Deutschland an. Etwa für die seltene Bartmeise oder den Feldschwirl. Mit etwas Glück entdeckt man die beiden bei einer der ganzjährig angebotenen Birdwatching-Touren.

„Wildnis“ im Großstadtdschungel

Unberührte Natur findet sich aber nicht nur abseits der urbanen Zentren. Auch in manchen Städten treffen Industriekultur und Naturschutzgebiet unmittelbar aufeinander. Hier gibt es überraschend wilde Ecken, grüne Lungen und Oasen der Ruhe, wo selbst der Großstadtdschungel zum Ort für ungewöhnliche Naturerlebnisse wird. Das gilt fürs Stand-up-Paddeln auf der teils naturbelassenen Donau in Ulm ebenso wie für ungenutzte Flächen in Freiburg, die von „Urban Gardening“-Initiativen neu belebt wurden. Eine Entdeckung in Sachen städtischer Wildnis ist die Mannheimer Reißinsel: In Sichtweite der Industrieanlagen ist diese Halbinsel im Rhein Naturschutzgebiet, Auenwald und Brutplatz für seltene Vogelarten. Manchmal ist die Wildnis viel näher, als man denkt.

Magazin-Artikel veröffentlicht am 09.01.2020

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