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Land und Leute

Der Mann, der für Druck auf dem Kessel sorgte.

Mächtig, schnaufend, stampfend: Für über 130 Jahre haben Dampflokomotiven das Bild moderner Mobilität geprägt. Durch die Erfindung der Dampfmaschine war es erstmals möglich geworden, ein maschinengetriebenes Massentransportmittel auf die Schiene bzw. die Straße zu bringen. Um die schweren Geräte in Fahrt zu bringen, waren zwei Personen unentbehrlich: Der Lokführer und der Heizer. Während auch im Jahr 2018 noch der Lokführer dafür sorgt, dass die Züge pünktlich ihr Ziel erreichen, hat der technische Fortschritt den Beruf des Heizers überflüssig gemacht. Oder zumindest beinahe.

Pioniere im Wilden Westen

Vermutlich wäre die Besiedelung des amerikanischen Kontinents ohne die Eisenbahn anders verlaufen. Auf jeden Fall deutlich langsamer. Transkontinentale Eisenbahnlinien verbanden ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Ost- mit der Westküste. Die Bilder von mächtigen Dampfloks, die durch die Prärie stampfen, haben das Westernbild von Generationen geprägt. Auch in Deutschland entwickelte sich die Eisenbahn zum wichtigsten Transportmittel. Um die Ungetüme zu bändigen, war ein eng abgestimmtes Team unabdingbar. Auf der einen Seite der Lokführer: Ihm oblag die Steuerung des Zuges. Er beobachtete die Strecke und die Signale und steuerte den Lauf des Zuges. Der Heizer hingegen war dafür verantwortlich, dass „Druck auf dem Kessel“ war.

© istockphoto.com - CHBD

Ohne Dampf keine Power

Denn eine Dampflok wird letztendlich durch Wasserdampf angetrieben. Um Wasser zu Verdampfen, wird dauerhafte, starke Hitze benötigt. Diese wird durch die Verbrennung von mitgeführtem Brennstoff erzeugt. In erster Linie war dies Kohle, vereinzelt kamen aber auch Torf oder Holz zum Einsatz. Für ständigen Nachschub beim Brennmaterial zu sorgen, war die Hauptaufgabe des Heizers. In der Praxis bedeutete dies: Kohle schaufeln. Und das nicht zu knapp. Pro Schicht konnten durchaus mehrere Tonnen Heizmaterial zusammenkommen, die in die Brennkammer, die so genannte „Feuerbüchse“, befördert werden mussten. Ein echter Knochenjob.

Ein Opfer des Fortschritts

Der technische Fortschritt sorgte schließlich dafür, dass die Position des Heizers überflüssig wurde. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in Deutschland die dampfbetriebenen Lokomotiven nach und nach durch Dieselloks und Elektrozüge ersetzt. Die Heizer wurden aber nicht entlassen, sondern an anderer Stelle eingesetzt: Als sogenannter „Beimann“ unterstützten sie nun auf schnell fahrenden Zügen den Lokomotivführer und waren noch bis 1996 im Einsatz. Erst dann wurde der Betrieb des Zuges endgültig zu einer „One-Man-Show“.

Unterwegs mit dem Nostalgiefaktor

Ganz verschwunden ist der Heizer aber auch heute noch nicht. An vielen Orten in Baden-Württemberg sind noch immer historische Züge unterwegs, die mit Dampf betrieben werden. Zum Beispiel das Sofazügle . An einzelnen Tagen im Sommer ist die Bahn auf der neun Kilometer langen Strecke von Nürtingen nach Neuffen unterwegs. Ebenfalls im Sommer werden auf der Schwarzwaldbahn zwischen Hornberg und St. Georgen Fahrten mit der Dampflok 527596 angeboten. Von Amstetten aus geht es mit der Alb-Bähnle ins fünf Kilometer entfernte Nellingen.

Weitere historische Ausflugsziele mit Nostalgiefaktor finden Sie auch in der Freizeitdatenbank. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei Ihrer „Zeitreise“.   

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