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Bewegung ist nicht alles – aber ohne Bewegung ist alles nichts.

Die Dance-Company um den Stuttgarter Choreographen Eric Gauthier darf aktuell auf den neuen bwegt-Plakaten strahlen – mit Energie, Körperspannung und Lebensfreude. Alle Motive wurden vor der Corona-Krise fotografiert. Jetzt müssen auf der Bühne die Füße stillstehen, denn die Pandemie verordnet unfreiwillige Pause. Wir fragen: Wie geht es unseren Tänzern damit? Tatsächlich steht das nächste Projekt bereits vor der Tür.

Junge Frau macht eine Yoga-Pose in einem Zimmer mit Sofa, Tisch und Kommoden. Sie streckt beide Arme jeweils nach rechts und links gerade aus und macht mit ihren Beinen einen Ausfallschritt.

Bei Tänzern, die mit ihrem Körper arbeiten, geht ohne Bewegung gar nichts. Auch Mobilität lebt von der Fort-Bewegung. Mobilität und Tanz – beides bringt Menschen in Bewegung und passt so gut zusammen, dass es seit 2017 eine Partnerschaft zwischen bwegt und Eric Gauthier mit seiner am Theaterhaus Stuttgart beheimateten Gauthier Dance Company gibt. 

Die Tänzer der Kompanie prägen auch das Gesicht der neuen Kampagne, die unter dem Motto „Gemeinsam mehr bewegen“ im März 2020 startete. Mit ihren kraftvollen Sprüngen auf den Plakatmotiven transportieren sie eine wichtige Botschaft: Wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Eisenbahnunternehmen sind für die Reisenden da.

Mann steht auf einer Erhöhung und tanzt Ballett. Mit der linken Hand hält er sich am Geländer fest und seine rechte Hand streckt er nach oben in die Luft.

Neuer Alltag für die Tänzer

Die Einschränkungen in Corona-Zeiten treffen natürlich eine Tanzkompanie, für die Bewegung alles ist, noch mehr als Büroarbeiter, die einfach vom geschäftlichen an den heimischen Schreibtisch wechseln können. Deshalb wollten wir wissen, wie es „unserer“ Kompanie geht. 

Was bedeutet es für die Tänzer, wenn alle Auftritte abgesagt sind, die Probenräume nicht zur Verfügung stehen und das gemeinsame Training entfällt? Wie halten sie sich physisch fit? Wie bleiben Sie mental in Balance? Drei der Tänzer, die an der Kampagne beteiligt waren, gaben uns Einblicke in ihren neuen Alltag, der von heute auf morgen völlig durcheinandergewirbelt wurde – und in ein neues Projekt, das schon am Start ist.

Das hilft: die Kompanie und die freie Natur

Auch wenn nun jeder sein eigenes Programm durchziehen muss, bleiben sie mit ihrer Kompanie in Verbindung. Zwar wird statt der sieben Stunden täglich nur dreimal pro Woche vormittags gemeinsam per Zoom-App trainiert. Doch diese Stunden sind für das Wir-Gefühl immens wichtig. Der Ballettmeister gibt den Ton an und alle machen mit, so gut es eben im häuslichen Umfeld möglich ist. Die Energie fließt auch virtuell. Schließlich ist die Kompanie für die Tänzer, die aus der ganzen Welt kommen, wie eine große Familie, die ihnen Rückhalt gibt. Darüber hinaus wird der Kontakt untereinander intensiv über Telefon, Skype und Social-Media-Kanäle gepflegt. Übrigens auch zur eigenen Familie und zu Freunden: Hierfür bleibt allen auf einmal sehr viel mehr Zeit, die sie für einen intensiveren Austausch als sonst nutzen.

Das individuelle Fitnessprogramm, um den Körper auf einem Level zu halten, der einen raschen Wiedereinstieg erlaubt, ist auf die persönlichen Vorlieben und Notwendigkeiten abgestimmt. Ein Element findet sich allerdings bei allen dreien wieder: Sie nutzen das grüne Angebot Stuttgarts zum Joggen oder Spazierengehen und genießen dort die Ruhe und die Bewegungsfreiheit in der Natur.

Tänzer-WG auf Zeit

So wie Jonathan dos Santos. Er joggt oft schon am frühen Morgen durch den Rosensteinpark, wenn niemand außer ihm unterwegs ist. Für die Corona-Zeit ist er kurzerhand zu seiner Kompaniekollegin Bruna gezogen und kann so zusammen mit ihr arbeiten und proben. Eigentlich sollte am 28. März 2020 im Theaterhaus im Rahmen von „Out of the Box“ eine Choreographie von ihm uraufgeführt werden, die er Bruna und drei weiteren Tänzerinnen auf den Leib geschrieben hat. Nun hat er nicht nur Zeit, weiter an diesem Stück zu feilen, sondern auch für seine individuellen Workouts, die er entsprechend seinen Bedürfnissen zusammenstellt. „Ich habe das Gefühl, dass ich sehr aktiv bin und sehr fit“, sagt er und ist froh, nicht alleine zu sein: „Momentan ist eine intensive Zeit, in der man viel nachdenkt, manchmal auch traurig wird. Es ist gut, dann jemanden zum Reden zu haben.“ Für gute Stimmung sorgen außerdem zwei Hunde sowie eine Katze, die mit zum Haushalt gehören oder das Frühstück im Garten. Dennoch vermisst er die anderen. Er kann es kaum erwarten, endlich mit ihnen wieder auf der Bühne zu stehen und die Magie des Tanzes zu fühlen.

Frau mit gelbem Mantel steht an einem Bahngleis und macht eine Tanzpose. Um sie herum befinden sich fünf weitere Personen, die ihren Blick in Richtung der Frau wenden und sich auch in einer Tanzposition befinden.

„Vor Corona stand man noch dicht beieinander …. Wie würde das Plakatmotiv heute aussehen?“.

Tanz auf 3,2 Quadratmetern

Nora Brown hat ihre Wohnung in der Nähe des Killesbergparks. Dort geht sie spazieren, wenn sie frische Luft braucht. „Ich habe Glück“, erzählt sie. „Bei unserem gemeinsamen Training kann ich ein Brüstungsgeländer als Haltestange nutzen.“ Auch sie macht das Beste aus den beschränkten Möglichkeiten. Als Tanzfläche dient ihr ein zwei auf 1,6 Meter großes Stück des Bodens, wie er auf der Bühne verwendet wird. Das Theaterhaus stellte ihn den Tänzern in den jeweils gewünschten Abmessungen zur Verfügung. Ansonsten hält sie sich unter anderem mit Workouts, Intervalltrainings, Pilates- und Yogastunden fit, die sie auf Youtube aussucht – und genießt es, dass sie nun Zeit hat, mehrere Tanzstile gleichzeitig zu üben. Während der Vormittag dem Ballettunterricht gehört, macht sie nachmittags häufig Gaga: eine von dem israelischen Meisterchoreographen Ohad Naharin entwickelte Methode zur tänzerischen Selbsterkundung, die sie ebenfalls sehr liebt. „Es ist wichtig, auch geistig und mental gesund zu bleiben“, ergänzt sie. Trotzdem sehnt sie sich danach, wieder auf der Bühne zu tanzen, um mit ihrer Kunst sich selbst und das Publikum glücklich zu machen. Und tatsächlich: Eine Überraschung für alle Tanzfans bereitet sie in diesem Moment vor, und zwar zusammen mit Eric Gauthier. Mehr dazu gibt‘s schon in den nächsten Tagen auf www.bwegt.de.

Treffen im Quaran-Team 

„Man muss seinen Tag organisieren und auch auf die Ernährung achten, damit es Körper und Seele gut geht“, betont Joana Martins. Zum Entspannen geht sie in den nahegelegenen Wald. Daneben macht sie, soviel sie kann, um die fehlenden Trainingsstunden zu kompensieren. Der Körper soll schnellstmöglich zur ursprünglichen Form zurückfinden, wenn es wieder losgeht. Hoffentlich bald – denn Tanz ist ein großer und wesentlicher Teil ihres Lebens. Bis dahin ist eines ihrer Tages-Highlights das Zoom-Treffen mit ihren portugiesischen Freunden. Sie kennen sich aus der Ballettschule und absolvieren zusammen als „Quaran-Team“ jeden Abend auf Zoom ein Workout. Das ist das Positive am momentanen Ausnahmezustand: Obwohl ihr der direkte, physische Kontakt zu den Freunden fehlt, fühlt sie sich ihnen dank der virtuellen Möglichkeiten näher als sonst, weil sie endlich mehr Zeit für sie hat. 

Wir wünschen der Kompanie wie uns allen, dass bald wieder ein Stück Normalität Einzug hält. Solange heißt es Durchhalten und gut für Körper und Seele sorgen. 

Magazin-Artikel veröffentlicht am 17.04.2020